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XI. Das Russische' Reich.
ständigsten vernichtet, nicht 50 Häuser hatten sich erhalten; eben
so hatten auch die nördlichen und östlichen Vorstädte sehr gelitten.
Moskwa übertrifft jetzt alle übrige russische Städte an Gewerbthä-
tigkeit; die Fabriken, besonders in Wolle, Baumwolle und Seide,
haben sich in den letzten Jahren unglaublich vermehrt und geho¬
ben, und diese Industrie hat sich auf die ganze Umgegend verbrei¬
tet, so daß man in diesem Bezirk allein über 60000 Webstühle in
Baumwolle zählt und über 100 Dampfmaschinen.
Die Gegend um Moskwa ist lieblich, vortrefflich angebaut
und mit Landhäusern bedeckt. Den angenehmsten Spatziergaang
und die schönste Uebersicht der unermeßlichen Stadt gewahren die
südwestlich an der Jauja sich erhebenden, waldbewachsenen Sper¬
lingsberge. Auf diesen Anhöhen liegt die prachtvolle Kirche des
Erlösers, welche eigentlich aus 3 über einander liegenden Kirchen
besteht und welche der Kaiser Alexander zum Andenken an das
Jahr 1812 erbauen ließ; er selbst legte am 24ften Oktober 1817,
dem Jahrestage des Abzugs der Franzosen, den Grundstein dazu.
Ueber der Kirche steht das vorhin erwähnte Denkmahl aus mehr als
1000 eroberten Kanonen bestehend. Unter den Landhäusern der
Großen in der Nähe von Moskwa verdienen Erwähnung: Ko-
lomenskoi, 1 Meile von Moskwa; Petrowski - Dworez,
ein Sommerpallast von Catharina 11. im tatarischen Geschmack er¬
baut; hier wohnte Napoleon nach dem Brande der lfz Meile ent¬
fernten Stadt; Astankina, der Familie Scheremikieff gehörig;
das Schloß, obgleich nur von Holz, übertrifft an innerer Pracht bei
weitem die meisten fürstlichen Palläste Europa's: der nemlichen
Familie gehört Kuskow a, */-Stunde von Moskwa, an einem
See; in dem herrlichen Garten befindet sich die größte und schönste
Orangerie von Rußland. Hinter Astankina liegt eine der schönsten
Gegenden Moskwa's, Chwirlowa, wo Hügel, Thäler, Wie¬
sen und Flüsse die angenehmste Abwechselung bieten, und viele
Städter reizende Sommerwohnungen angelegt haben. Das schöne
Gut Petrowsky, der Familie Rasumowsky gehörig, enthält,
außer dem Schlosse, eine prachtvolle Orangerie, einen weitläufti-
gen Park und eine bedeutende Menagerie ausländischer Vögel.
Auf dem Wege nach Sibirien liegt das prächtige G o r i n k a, eben¬
falls den Rasumowsky's gehörig, mit einer großen Bibliothek und
einem vortrefflichen botanischen Garten. — 63 Werste südöstlich
von Moskwa liegt das berühmte, 1513 gestiftete Kloster Trozkoi
Serwiew; es hat einen sehr bedeutenden Umfang und ist mit ei¬
ner Festungsmauer umgeben. Im Innern dieses Raumes befinden
sich 9 Kirchen, worunter einige große Reichthümer an silbernen
Geräthen, Zierathen und an Edelsteinen enthalten; ein alter Pal-
laft der Zaare, und ein Seminarium für 200 Geistliche. In der
Mitte des Hofes steht ein großer Glockenthurm, mit vielen Glocken,
worunter eine 4000 Pud wiegen soll. — Südlich von Moskwa