Full text: Russisches Reich, Krakau, Asien, Australien, Afrika, Amerika (Theil 3)

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A. Europa. 
nm furchtbaren Gegner am 8. Juli 1709 gänzlich überwand, ist 
eine kleine schlecht befestigte Stadt an der Poltawa und Worskla, 
an 6V Meilen nordöstlich von Bender; zum Andenken der Schlacht 
steht auf dem Markte eine Säule, an deren Fuß der Plan der 
Schlacht in Stein gehauen ist. — Die bedeutendste Stadt in die¬ 
ser Gegend ist die erst 1792 angelegte Stadt Odessa, welche jetzt 
schon eine Bevölkerung von 42000 Einwohnern aus allen Thei» 
len Europa's und Asiens zahlt. Sie ist eine Schöpfung Catha- 
rinens, welche hier einen künstlichen, durch eine Citadelle geschützten 
Hafen anlegen ließ. Die Stadt liegt an einer Bucht des schwar¬ 
zen Meeres, zwischen den Mündungen des Dniefters und des 
Dnieprs, und ist der Hauptstapelplatz für die Ausfuhr der reichen 
Kornlander des mittlern Rußlands und des ehemaligen Polens. 
Sie ist in einer schnellen Aufnahme begriffen und hat schon jetzt 
viele schöne steinerne Gebäude, eine Bank, eine Börse, ein italiä¬ 
nisches Theater, ein Gymnasium, eine Schifffahrtsschule und be¬ 
deutende Fabriken in Tuch, Seide, Seife, Branntwein u. s. w. 
Dem Herzog von Richelieu, welchem die Stadt, deren Gouver¬ 
neur er von 1803 bis 1814 gewesen, unendlich viel verdankt, ist 
^ine eherne Statue errichtet worden. — Die ehemalige starke 
Festung Oczakow, an der Mündung des Dniepr, ist seit dem 
blutigen Sturme, womit Suwarow sie 1788 eroberte, zu einem 
ganz unbedeutenden Orte herabgesunken. Die 1778 einige Mei¬ 
len aufwärts am Dniepr angelegte Stadt und Festung Cherson 
ist wegen der Nähe von Odessa unbedeutend geblieben, auch liegt 
sie in einer ungesunden Gegend und der Fluß ist seicht und voll 
Sandbänke. Dagegen hat sich das 1789 angelegte Nikolajew 
sehr gehoben. Es liegt an der Mündung des Bog, welcher sich 
hier zu einem Seearm erweitert (solche Mündungen, wie auch die 
des Dniéster und Dniepr, heißen hierLim ans), zählt 14000 Einw., 
hat mehrere schöne öffentliche Gebäude, eine Admiralität, bedeu¬ 
tende Schiffswerft und ist eine Hauptstation für die Kriegsflotte 
des schwarzen Meeres. — Am asowschen Meere, welches aber 
wegen seiner Seichtigkeit nur für mittelmäßige Schiffe zugänglich 
ist, liegt der nicht unbedeutende Hafenort Taganrok, mit 
14009 Einw., welche im Besitz des ansehnlichen Handels des Don 
und der Wolga sind. Die Stadt wurde zwar schon von Peter dem 
Großen 1696 angelegt, mußte aber 1711 den Türken wieder über¬ 
lassen werden; erst unter Catharina II. erhob sie sich wieder. 
Hier starb am 1. Dezember 1825 der Kaiser Alexander. Von hier 
aus breitet sich an den Ufern des Don und der Wolga, über 100 
Meilen lang und über 40 M. breit, das Land der donischen Ko- 
sacken aus, welche, wie schon in der Einleitung erinnert worden, 
eine eigne militairische Verfassung haben und unter einem von der 
Krone ernannten Hetmán oder Ataman stehen. Sie lebten bisher 
meist nur von der Viehzucht, haben aber in neueren Zeiten auch
	        
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