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XI. Das Russische Reich.
115r oder KiSlär, am Terek, einige Meilen vom caspischen
Meere; diese Festung und Handelsstadt zahlt an 9600 Einw.,
welche aus Russen, Armeniern, Georgiern, Tataren, Kalmücken
v. s. w. bestehen und einen ansehnlichen Handel treiben. — Der
südliche Abhang des Kaukasus, von vielen Seitenzweigen des Ge¬
birges durchzogen, umfaßt unter dem Namen der Gouvernements
G rusini enIm ir eticn u. s. w. die ehemaligen unabhängigen
Staaten Georgien oder Kurdschiftan, welches wieder in
Karthli, Kacheti, Jmirete, Mingrelien und Ghuriel
zerfiel; alle diese nehmen die größere westliche Hälfte des südlichen
Abhanges ein. Die östliche Seite, nach dem caspischen Meere zu,
umfaßt die ncch jetzt fast ganz unabhängigen, zahlreichen Stämme
der Lesghier, oder Lcsghiftan, die von Persien abgerissenen Di-
stricte Daghestan, Kurdistan oder Schirwan und mehrere
andre bis jetzt wenig bekannte Gebiete; der Kur und der Aras
machen hier die südliche Gränze des Reichs. — Diese von der
Natur begünstigten Länder befinden sich in dem traurigsten Zustande
der Verwüstung und Verwilderung. Seit Jahrhunderten sind sie
der Schauplatz der persischen und türkischen Verheerungen gewesen,
und innere Unruhen und die Einfälle der benachbarten Gebirgs-
völker haben das Unglück der Einwohner vollendet. Hier, und be¬
sonders in den westlichen Gegenden am schwarzen Meere, ist von
jeher der Menschenhandel getrieben worden; die Fürsten und Ed¬
len verkauften ihre Unterthanen, und diese nicht selten ihre eignen
Kinder. Der einzige bedeutende Ort in diesen Gegenden ist Tif¬
lis, oder vielmehr Tphilis Kalaki, d. h. Warmftadt, wegen
der heißen Bäder; sie liegt unter 41° 30' am Kur, von den Geor¬
giern Mtk'wari genannt. Sie besteht aus 3Theilen, wovon 2,
Tp Hill si und Kala, auf dem rechten Ufer liegen, im erstern
befinden sich die sehr verfallenen heißen Bäder, und Jßni auf
dem linken Ufer. Auf einem Felsen südlich von der Stadt liegt die
Festung Narekla. Diese früher bedeutende Stadt mit einem
Residenzschlcsse der ehemaligen Fürsten lag seit der letzten persischen
Verwüstung 1795 ganz in Trümmern, und bestand meistens nur
aus elenden Hütten; in neuerer Zeit hat sie sich sehr gehoben, hat
viele schöne neue Gebäude bekommen und könnte leicht in der Folge
ein bedeutender Handelsplatz werden; sie zählt etwa 25000 Einw.
In der Nähe haben sich mehrere wohlhabende deutsche Kolonisten -
Dörfer gebildet.
In dem erst 1829 abgetretenen ehemals türkischen Gebiete
liegt die bedeutende Festung Akalzike mit 10000 Einw. Süd¬
östlich davon, in der ehemals persischen Provinz Erivan, liegt die
Hauptstadt gleiches Namens, in einiger Entfernung vom Aras,
mit 10 —12000 Einw., sie ist stark befestigt. 1^/2 Meile östlich von
Erivan liegt das berühmte Kloster E t schm i afin, von den Türken
Utsch Kilisse oder Drei-Kirchen genannt. Es soll von Gregor