Full text: Abriß der Weltkunde (Abth. 7)

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Wenn die Sonne 18° unter unserm Horizonte oder noch 
18° ostwärts von dem Meridian unseres Horizontes steht, 
werden bereits einige ihrer Strahlen durch unsere Atmo¬ 
sphäre gebrochen, von ihrem Wege ab- und uns zugewen¬ 
det; dann beginnt der Tag zu grauen, wir haben Mor¬ 
gendämmerung. Je mehr sich die Sonne dem Horizonte 
nähert, um so heller wird es, bis mit ihrem Aufgange der 
volle Tag uns leuchtet. Das gleiche Verhältniß findet 
bei der Abenddämmerung statt. Hohe Berge, welche 
weit in das Luftmeer hinausragen, empfangen auch frü¬ 
her die ersten Strahlen der Dämmerung und diesen geht 
die Sonne auch etwas früher auf; daher sehen wir ihre 
Scheitel vor und nach Sonnenuntergang noch lange be- 
glänzt, wenn die Thäler und Ebenen schon beschattet sind. 
Es müßte ein schöner Anblick, sein, wenn wir Schatten 
und Licht, Tag und Nacht, schwarzes Dunkel und Farben¬ 
helle über unsere Erde binnen 24 Stunden hinweggehen 
sehen könnten; es mag ein wunderbarer Wechsel sein, den 
aber nur das göttliche Auge schaut. 
Erde und Sonne. 
Die Erde hat eine doppelte Bewegung; sie dreht sich 
nicht bloß um ihre eigene Achse, sondern sie bewegt sich bei 
fortwährender Achsendrehung in Jahresfrist um die Sonne. 
Soviel leuchtet ohne weitere Erklärung ein, daß eine 
freischwebende Kugel, die sich um sich selbst dreht, nicht 
an ihrem Platz verbleiben kann, sondern ihn verlassen 
muß, also kann auch die frei im Himmölsraume schwebende, 
sich drehende Erdkugel nicht an demselben Orte bleiben, 
sondern muß sich im Raume weiter bewegen. Nun fragt 
es sich: wie ist dies möglich? ist es dem menschlichen 
Geiste gelungen, einen Blick in die Einrichtungen Gottes 
zu thun? Die Anziehungskraft der Erde ist uns bereits 
bekannt; wir wissen, daß es diese Kraft ist, welche vom 
Mittelpunkt der Erde aus alle Theile der Erde durch¬ 
dringt und sie zusammenhält, so daß keiner sich entfernen 
kann, wenn er auch durch Wurfkraft fortgeschleudert wird. 
Diese Anziehungskraft oder Schwerkraft ist es also, mit 
welcher der Schöpfer als einem unsichtbaren und doch so 
starken Bande die Theile der Erde zusammen verbunden 
hat, und die gleiche Kraft hat er auch durch alle Theile
	        
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