Full text: Abriß der Weltkunde (Abth. 7)

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grünen Decke überkleiden? Wenn die Lerche sich singend 
aus den Saaten emporschwingt, die Wachtel schlägt'und 
Wald und Gebüsch von dem Gesänge der Vögel belebt 
wird? Welche Zeit der Arbeit, aber der fröhlichen, ist 
nicht Heu- und Getreideärnte, die Obst- und Weinlese? 
Und gerade, weil der Winter die Flur verödet, die Bäume 
entlaubt und nur das dunkle Grün der Nadelwälder aus¬ 
hält, lernen wir die Schönheit der anderen Jahreszeiten 
um so mehr schätzen, während der Bewohner der Tropen¬ 
länder, der diese Abwechslung nicht kennt, auf die Schön¬ 
heit der Werke Gottes in der Natur weniger achtet; er 
ist wie ein reicher Mann, der im Ueberflusse lebt und an 
seinen vielen Gütern die Freude nicht hat, weil er ihrer 
niemals gemangelt hat und deßwegen ihren Werth nicht 
recht erkennt. Haben wir keine Riesenthiere, keine Elephanten 
u. dergl., so beneiden wir die Tropenbewohner nicht; die 
Ungeheuer in den Wäldern und Flüssen, die gefährlichsten 
Raubthiere wünschen wir eben so wenig herbei und freuen 
uns, daß es nur wenige und nicht sehr gefährliche giftige 
Thiere in unserer Zone aushalten. Dagegen haben wir 
das Pferd, das Rind, das Schaf und die anderen Haus¬ 
thiere, die uns theils durch ihre Stärke nützen, indem sie 
Pflug und Wagen ziehen, oder uns durch Milch und 
Fleisch nähren oder durch ihre Wolle oder Haut Kleidung 
verschaffen. Die größte Wohlthat, welche die gemäßigte 
Zone ihren Bewohnern gewährt, ist aber die, daß sie uns 
zur Arbeit antreibt. Wir müssen das Feld bebauen, den 
Obstbaum und die Rebe ziehen, aus dem Walde Holz 
herbeischaffen, sonst bestraft uns dafür der Winter durch 
Mangel und Kälte. Wir müssen Vorräthe sammeln und 
feste Wohnungen bauen, wenn wir Schutz gegen Wind, 
Regen, Schnee und Kälte haben wollen. Das zwingt 
zur Arbeit, zum Nachdenken, zur Sparsamkeit, zur Mäßig¬ 
keit; ist das nicht eine vortreffliche Schule? Alle Erfin¬ 
dungen, deren Anfänge wir kennen, alle, ohne Ausnahme, 
sind in der gemäßigten Zone gemacht worden, ein Be¬ 
weis, wie sie die Menschen anleitet, ihren Verstand zu 
gebrauchen. Die Abwechslung der Wärme und Kälte 
härtet unsern Körper ab, macht ihn kräftig, so daß die 
Europäer, die alle der nördlich gemäßigten Zone ange¬ 
hören, es unter allen Himmelsstrichen aushalten können, 
in den kalten, weil sie ihr Winter an Eis, Schnee und
	        
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