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Rutschenden, die sich begegneten und kreuzten; diese slavischen und deutschen Chöre, 
die gar nicht zusammen stimmten, die sich aber auch durchaus nicht um einander 
bekümmerten. Ueber dem Allen ertönte laut die große schöne Glocke der Kirche, 
die nur an solchen besonderen Sonntagen, wie heute einer war, geläutet wird. 
AUmälig wurde es leer und dunkel in der Kirche. Einige Beter blieben aber noch 
immer, und ich konnte das Ende nicht abwarten. Am andern Morgen sah ich die 
verschiedenen Prozessionen abziehen, nachdem sie noch einmal gemeinschaftlich gebetet 
und nochmals ihre Urlaubslieder angestimmt halten. Meine Slaven vom Abend 
zuvor erkannte ich an den weißwollenen Mänteln der Männer und an den weiß- 
linnenen Tüchern, mit denen die Frauen sich bedeckt hatten. Ihre Prozessionen 
machten wegen der Art ihres Kostüms einen imponirenderen Eindruck, als die 
Deutschen, welche bunter aussahen. 
Die Kirche von Mariazell ist von mehreren Reihen von Kramläden umgeben, 
in denen Wachskerzen, Rosenkränze. Weihrauchgegenstände, Gebetbücher und hundert 
andere Dinge seilgeboten werden? Die Wallfahrer kaufen alle diese hübschen Sachen 
hauptsächlich zu drei Zwecken, erstlich um einige von ihnen als Opfer der Maria 
darzubringen, alsdann um sich selbst damit zu schmücken und als Zeichen ihrer vol¬ 
lendeten Pilgerschast; endlich um sie als wohlgeschätzte Weihgeschenke den Freunden 
in der Heimath mitzubringen. Sie nennen solche Geschenke „Wallfahrtsgaben". 
Die Krämer nennen diese Waare „Beten-Waare" und sich selbst „Beten-Waaren- 
Krämer". Vor einem Laden fand ich auch geschrieben: „Christliche Waarenhand- 
lung". Vor den Buden der Rosenkranzhändler hingen als Latenzeichen gigantische 
Rosenkränze, und bei diesen findet man alle denkbaren Stoffe der Welt, die nur im 
Stande sind, Kugelform anzunehmen, zu Rosenkränzen verarbeitet, Rosenkränze aus 
Holz aller Art, gläserne, alabasterne, andere aus allerlei Steinen und dann aus 
Metalldrähten in Kupfer-, Eisen- und Gold-Filigran. Bei den Buchbindern findet 
man Erbauungsbücher aller Art, die meist Lobpreisungen aus die Himmelskönigin 
in magyarischer deutscher, croatischer und czechischer Sprache enthalten. Unter den 
Bildern der Gnaden-Maria, die auf gefällige Weise in allen nur denkbaren Stoffen 
dargestellt werden, liest man Verse, wie z. B.: „Verehrst du tief der Muttor Gotteö 
Gnadenbild, so wird dein Wunsch auch stets von ihr erfüllt." 
Einer der interessantesten Industriezweige des Ortes ist jedenfalls die Wachs¬ 
bildnerei. Wir sahen in den Läden die hübschesten Sachen aus Wachs bossirt. 
In den Werkstätten fanden wir zwei Abtheilungen, eine, in welcher die soge¬ 
nannten „Opfer" nach uralter Weise verfertigt wurden, und eine, in welcher man 
Körbchen, elegante Kerzen, Blumen und zahlreiche andere zierliche Gegenstände 
fertigte. Die „Opfer" bestehen dagegen in plumpen Nachbildungen von Füßen, 
Beinen, Armen, Augen rrnd anderen Theilen des menschlichen Körpers. Diese 
Opfer, welche die Leute darbringen, wenn sie von einer Augen-, einer Brust¬ 
krankheit, einem Beinbruche u. s. w. geheilt sind, werden dann zu Kirchenlichtern 
eingeschmolzen. 
146. J d r i ri. 
Die berühmte Bergstadt Jdria liegt in der Tiefe eines engen, von hohen Bergen 
eingeschlossenen Thales, an dem Flüßchen Jdria. Die Häuser stehen in einzelnen 
Gruppen zerstreut, mitunter ziemlich aufwärts an den Hügelm erbaut. Der Eingang 
zu dem so wichtigen Quecksiiberbergwerk, das über 60!) Menschen beschäftigt, und 
dessen größte Tiefe 124 Lachter (zu 6 Fuß) beträgt, ist mitten in der Stadt. Man 
gelangt zuerst iw einen finstern, aber hoch gesprengten, in Felsen gehauenen Gang, 
weicher eine Strecke lang in gerader Richtung fortläuft, bevor er nach der Tiefe 
sich senkt, wohin 757 in Kalkstein gehauene, bestens unterhaltene und mit Handstangen 
versehene Stufen und zuletzt durch eine Tiefe von J41 ? Lachter Holztreppen in 
einem ausgemauerten Schachte bis zur größten Tiefe führen. In diesem unter¬ 
irdischen Labyrinthe hängt der Fremde ganz von der Leitung seines Führers ab und 
mißt mit scheuer Sorgfalt seine Schritte hinter der Laterne. AUmälig vernimmt 
das Ohr das verborgene Arbeiten der Bergleute, bis man endlich die Arbeiter 
erblickt. Die schwachen Grubeniichter beleuchten hier wahre Leichengestalten, die 
gleichsam schon bei lebendigem Leibe der Grabesnacht verfallen sind, denn die Aus¬ 
dünstungen des Quecksilbers sind selbst bei der größten Vorsicht giftig, und die 
stärkste Natur widersteht nicht lange diesem verderblichen Einstusse. Meist wird das 
Erz mit Spitzhämmern herausgehauen, und überall kleben die Tropfen des reinen,
	        
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