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mitten durch zieht von SW. nach NO. eine Gebirgskette, die nach allen Seiten 
hin Zweige aussendet. Einige Spitzen erheben sich über 6000', über 3000' viele. 
Dazu ist die Insel durch und durch vulcanisch: sieben Feuerspeier sind noch thätig, 
darunter der Hekla, der Krabla, der Skaptar Zokul, der 1773 eine schreck¬ 
liche Eruption hatte. Ein dicker Schwefeldampf verhüllte den Seefahrern das Land, 
„in diesem Jahre fürchtete man, die Insel werde in Stücke zerfallen, so furchtbar 
und wiederholt waren die Erschütterungen." Noch länger und fürchterlicher wüthete 
der Hekla 1845 und 1846. Und doch fühlt sich der Isländer glücklich und sagt ge¬ 
trost: „Island ist das glücklichste Land, das die Sonne bescheint." Wenigstens ge¬ 
hört das Volk zu den sittenreinsten und am besten unterrichteten. Die Wohnungen 
liegen meist zerstreut. Der Hauptort Reikiawik, Sitz des Stiftsamtmannes und 
des Bischofs, im SW., hat mit einer Ausnahme lauter Holzhäuser und etwa 700 
Einw., aber doch eine Bibliothek, die nördlichste auf der Erde. In Skalholt, 
östlich davon im Binnenlande, war in alten Zeiten ein Bisthum: von da nach NO. 
hinein gelangt man zu dem Geyser. Diese berühmteste unter den heißen Sprudel¬ 
quellen Islands springt mit unterirdischem Knallen und nicht regelmäßigen Zwischen¬ 
pausen bis zu einer Höhe von 100'. — So steht Island, jenes merkwürdige Land, 
wo unterirdisches Feuer aus ewigem Schnee hervorbricht, im nördlichen Meere da, 
als die äußerste Grenzwarte germanischer Bildung und Bevölkerung. 
47. Die Höhen und Gewässer des ost-europäischen Tieflandes. 
Oer Osten Europa's umfaßt ein gewöhnliches Tiefland, zu welchem Polen, die 
nicht deutschen Staaten Preußens und Rußland gehören. Dieses Tiefland 
ist ein durch allmälige Hebung trocken gelegter Meeresboden, dessen frühere Meeres¬ 
bedeckung einst mit dem Kaspisee und dem Ural in Verbindung stand. Die größte Einför¬ 
migkeit charakterisirt die Oberflächenbildung des Tieflandes. Nur gegen die Mitte 
erhebt sich das Waldaigebirge oder der Wolchonskiwald, etwa 50 Meilen 
von der Ostseeküste; auch hier erreichen die höchsten Punkte nicht 1000'. Dies 
Gebirge ist ein Theil des vom Ural auslaufenden nord-uralischen Land¬ 
rückens. Nach W. setzt sich diese breite Landhöhe bis in das deutsche Tiefland 
fort. Ein anderer Landrücken, der süd-uralische, zieht sich von der südlichen 
Beugung des Uralflusses bis zu dem Berglande von Sandamir, im N. der Kar¬ 
pathen. — Die Ströme des Tieflandes werden noch nach vier Meergebieten gezählt. 
Die Ostsee greift als Finnischer und Rigaischer Busen in das Land. Der 
größte Strom, der überhaupt diesem Meere zufällt, oie Weichsel, entspringt auf 
den Beskiden (Karpathen). Quelle und Mündung sind nur 70 M. auseinander. 
Ihr ganzer Lauf ist aber 140 M. lang und macht eine bedeutende Ausbiegung nach 
O. Wo sie nach W. umlenkt, empfängt sie ihren größten Nebenfluß, den Bug, 
von nördlichen Vorhöhen der Karpathen. 5 M. von der Küste theilt sie sich in 
Nogat und Weichsel. Der linke Hauptarm, die Weichsel, spaltet sich nochmals 
in die Alte und Neue Weichsel. Die' Alte Weichsel fließt noch eine Strecke dem 
Meere, von dem sie nur ein dünner Landstreifen scheidet, parallel und mündet dann 
1 M. unterhalb Danzig in die Ostsee; bei der Ueberschweinmung von 1840 hat sie 
sich noch eine zweite Mündung durch jenen oünnen Landstrich gebrochen. Der 
rechte Hauptarm, die Nogat, ergießt sich so gut wie der rechte Arm des linken Haupt¬ 
arms, die Neue Weichsel, in das Frische Haff, das sich von da 9 M. nach NO. 
zieht, durch die Frische Nehrung bis auf eine Stelle vom Meere geschieden. Solche 
Haffbildung gehört zu den Eigenthümlichkeiten der südlichen Ostseeküste. Die 
Nehrungen sind durch die Sandablagerungen der einmündenoen Ströme entstanden, 
welche die Wirkung des Wellenschlags zu zusammenhängenden Crdzungen verband. 
— Die offene Stelle in der frischen Nehrung, oder das Pillauer Tief liegt der 
Mündung eines andern Flusses gegenüber, der in das Frische Haff geht. Dies ist 
der P regel, gegen die Weichsel freilich nur ein Küstenfluß zu nennen. Eine 
Menge von Seen schütten in ihn ihr Wasser aus, wie der Spirdingsee. — Der 
Memel oder Niemen ergießt sich auch in zwei Arme, Ruß und Gilge, in ein 
Haff, das Kurische, das durch die Kurische Nehrung vom Meere geschieden ist und 
das Frische Haff an Größe noch übertrifft. Durch das Me me le r Tief hängt er mit 
der Ostsee zusammen. Die Düna, vom Waldai kommend, ergießt sich in den Meerbusen, 
die Narowa, der Ausfluß des Peipussees in den Meerbusen. Die Newa, der 
europäische St. Lorenz, ist der Erguß der größten Seen im östlichen Tieflande, des 
Onegasee und des etwas tiefer liegenden, noch größeren Ladogasee, 300
	        
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