Full text: Beschreibung der Preußischen Rheinprovinzen (Theil 1)

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§ 32. 
Dritter Anhang. 
Eine charakteristische Bezeichnung eines Volköstammcs 
liefert die Mundart, welche von demselben gesprochen 
wird. Denn wie der Mensch denkt und ist, so spricht 
er; wenigstens läßt sich aus der Eigenthümlichkeit der 
Mundart auf die Eigenthümlichkeit des Charakters ein 
Schluß machen. Auch kann man gewöhnlich aus we¬ 
sentlichen Abweichungen der Sprache, wie sie in verschie¬ 
denen Provinzen, die von demselben Volke bewohnt wer¬ 
den, vorkommen, auf verschiedenen Ursprung, oder auf 
Vermischung mit einem andern Volke, oder ans Einwir¬ 
kung anderer Art schließen. Deßwegen ist cs für den 
Beobachter der Bewohner einer Gegend stets interessant, 
die mundartischcn Verschiedenheiten derselben aufzufassen; 
deren Darstellung darf deßhalb in einer einigerma¬ 
ßen vollständigen Beschreibung eines Landes und Volkes 
nicht fehlen. Ich wollte davon, mehr zur Andeutung, 
als zur vollständigen Ausführung, wenigstens einige Pro¬ 
ben mittheilen. Mögen dieselben die Lehrer ermuntern, 
auf die Eigenthümlichkeiten des Dialekts, der in ihrer 
Gegend gesprochen wird, aufmerksam zu sein, und sie 
anregen, ihre reiferen Schüler auf diese Eigenthümlichkei¬ 
ten aufmerksam zu machen. 
— Die Wahl der Proben, welche ich jetzt mitzuthei¬ 
len gesonnen bin, hängt nicht ganz von meiner Wlllkühr 
ab. Unsere Literatur ist an dergleichen Darstellungen 
überhaupt nicht reich; am wenigsten an solchen, die 
sich für eine etwas ernste Schrift und für den Ge¬ 
brauch in Schulen eignen. Begreiflicher Weise spricht 
sich das Volk am natürlichsten und treffendsten über ge¬ 
wöhnliche Gegenstände des (nicht selten gemeinen) Ge¬ 
bens aus, so daß mit dem Scherze und der Laune häu¬ 
fig Plattheiten und Gemeinplätze vorkommen, die dem 
Ohre der Jugend fern gehalten werden müssen. Man be¬ 
urtheile daher die nachfolgenden Proben nach diesem Ge¬ 
sichtspunkte. Dieselben sind theils aus „dem Mustcrsaal 
aller teutschen Mundarten rc. von I. G. Radlof, Bonn 
1822", theils ans der „Statistik der Rheinprovinzen, 
Köln 1817" genommen. Die oben bei der Beschreibung 
des Kreises Geldern mitgetheilten Proben waren bisher 
noch ungedruckt.
	        
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