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an, da er die ersten Sprossen bestieg; aber sein Muth
wuchs mit jedem Schritt in die Höhe. Glücklich erreichte
er den Gipfel, als eben die Morgenröthe über dem Hoch¬
gebirge flammte. Das erste, was sein Auge oben er¬
blickte, war Gartinde. Auf einer Moosbank, zwischen
wilden Rosen und würzigen Kräutern. lag sie hingegos¬
sen, in süßem Schlummer. Unbeweglich stand der Ritter
vor ibr, und sein Auge sog sich ein in ihre Reize, 'wie
die Waldbienen umher sich einsogen in die Kelche der
Blumen. Aber als sie nun erwachte, und der Himmel
ihrer blauen Augen sich vor ihm aufthat, da versank er
in überströmendem Gefühl; er ließ sich vor der Jung¬
frau auf ein Knie nieder, und sagte, daß er gekommen
sei, sie zu ihrem Vater zurückzubringen. — Garlinde
wußte nicht, wie ihr geschah. Sie crröthete und fing zu
weinen an, und lächelte dann unter den Thränen, wie
die Sonne lächelt unter dem Mairegen.
Jetzt erschien das alte Männlein, welches die Jung¬
frau entführt hatte, und hinter ihm drein trippelte das
graue Mütterchen. — Beim Anblick des Ritters runzelte
das Männlein die Stirne ein wenig; als es aber die
Leiter erblickte, und den Zusammenhang abnete, lachte es
laut auf und sagte: — Das wurde gewiß im weichen
Herzen der Alten da an- und abgesponnen. Aber Wort
ist Wort und bleibt Wort. Nimm sie, die du suchst, und
sei gastfreundlicher als ihr Vater! Doch allzu wohlfeil
sollst du die schöne Jungfrau auch nicht haben, darum
gehst du den Weg zurück, welchen du gekommen bist;
unsrer Pflegetochter wollen wir's bequemer machen, wie
billig. — Ruthelm ließ es sich gern gefallen, die Leiter
wieder hinabzusteigen; Garlinde aber wurde von dem
Männlein und seiner Schwester durch die Höhlung des
Berges bis unten an den Fuß desselben geführt, wo ein
verborgener Ausgang war. Beim Abschiede reichte das
Mütterchen der Jungfrau ein schönes Kästchen von ver¬
steinertem PalmenholH, mit kostbaren Edelsteinen ange¬
füllt, und sagte: Nimm, mein Kind! das ist der Mahl¬
schatz, den ich für dich gesammelt. Garlinde dankte mit
Thränen im Auge.
Rnthelm geleitete nun die Jungfrau auf die Burg
ihres Vaters. Die Freude des alten Sibo, als er sein
Kind wieder sah, läßt sich nicht beschreiben. Er gab so¬
gleich Befehl, jeden Wanderer, der auf Lorch kommen
wurde, freundlich aufzunehmen, und acht Tage lang zu
bewirthen. Rnthelm aber erhielt zur Belohnung Gar-