Full text: Drittes Schulbuch für die Oberclassen der Volksschule

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WaS wir nur wahrnehmen auf und über der 
Oberfläche der Erde, jeder Naturkörper dient der einen 
oder andern Thierart zur Nahrung, und jedem Thiere 
schmeckt die ihm von Gott bestimmte Speise wohl, und 
sie verwandelt sich, so unmöglich es uns auch oft er¬ 
scheinen mag, bei ihm in nährende Säfte. Selbst das, 
wovor unö Menschen und vielen Tchteren ekelt, und 
daö, was wir für das Geschmackloseste ballen, ist der 
einen oder andern Thierart ein Leckerbissen. So frißt 
der Holzwurm mit dem größten Appetit das Holz; die 
Motte die alte Wolle, die F.dern und Haare; das 
Schwein und viele Infecten den Koth und Mist; die 
Raubvögel, die Raben und unzählige Würmer das 
Aas^ und der Schakal und die Hyäne nicht selten so¬ 
gar die Leichname der Menschen; selbst Steine und 
Giftpflanzen sind.dem einen oder dem andern Thiere 
wohlschmeckende Speisen und dienen ihm zur Nahrung. 
Damit aber der Pflanzen, Gräser, Früchte und 
anderer Dinge nicht zu viele verzehrt werden können; 
damit die Zahl der Thiere selbst nicht zu groß werde, 
und am Ende ein allgemeiner Mangel an Nahrungs¬ 
mitteln eintrete: so hat eö Gottes Weisheit so einge¬ 
richtet, daß viele Thiergattungen sich auch vom Flei¬ 
sche anderer Thiere nähren Alles besteht und lebt 
überhaupt eigentlich nur dadurch, daß Eins das An¬ 
dere todt oder lebendig verschlingt. So verschlingt die 
Libelle die Fliege, und die Libelle wird wieder von der 
Schwalbe verschlungen. So frißt der Sperling die 
Raupe, der Würger aber den Sperling und der Ad¬ 
ler wieder den Würger. So frißt die Henne den 
Wurm, der Fuchs aber holt sich die Henne, und der 
Geier füttert wieder mit dem Fuchse sich selbst und 
seine hungrigen Jungen. Und wie viele Thiere die¬ 
nen unö Menschen selbst zur Nahrung! — So erhält 
sich also durch Erzeügung und Zerstörung alles Leben, 
und Eins dient immer wieder dem Andern. Welch 
eine Ordnung! Welch eine Weisheit und Liebe! 
Welch eine Größe Gottes auch im Kleinsten!
	        
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