Full text: Lesebuch für die Oberklassen der Volksschulen

178 
wöhnlich in der fürchterlichsten Gestalt erscheint; wochenlang 
schneit es oft in einem fort, ja wohl in einer Nacht so, daß 
man in Dörfern aus den Häusern sich schaufeln, bisweilen 
sogar aus dem Dache steigen muß um einen Gang zur 
Haustür oder Gucklöcher für die Fenster der Unterstuben 
zu schaffen, die meist düstern Kellern gleichen. Schnee, 
1 mn hoch, ist in strengen Wintern nicht selten und 
Stürme, die nirgends fürchterlicher heulen, bilden oft 15-25m 
tiefe Windwehen, über welche der Gebirgler, gleich dem Lapp— 
länder, mit angeschnallten Fußbrettern oder Schneeschuhen 
leicht hinweggleitet. 
Unglück zu verhüten, werden zwar Signalstangen gesetzt, 
auch bei starkem Schneewetter dem Wanderer, besonders 
abends, durch Glockengeläute oder Trompeten Zeichen ge— 
geben, in welcher Richtüng er zu waten habe; doch vergeht 
selten ein Winter, wo nicht Menschen im Schnee umkommen. 
Dessenungeachtet heißt der Erzgebirgler den Winter allemal 
willkommen; denn dieser bringt ihm eine seiner liebsten Er— 
scheinungen: Schlittenbahn, welche die Wege ebnet, Verkehr 
und Geselligkeit befördert und die gewöhnlich länger dauert, 
auch weit schöner ist als im Niederlande. Man fährt nicht, 
sondern fliegt gleichsam, der Gefahr trotzend, über Berg und 
Tal und selbst Kinder gleiten in Rutschschlitten die steilsten 
Höhen hinab. Überhaupt ist dort die Jugend weit abgehärteter 
als im Niederlande und oft, wenn man hier schon nach Pelz 
und Mantel greift, springen dort Kinder unter freiem Himmel 
barfuß und in bloßen Hemdchen herum, die noch dazu meist 
nur Hemden gewesen zu sein scheinen. 
Mach Engelhard.) 
119. Das Eisen im Dienste des Menschen. 
„Eisen,“ so sprach der Mensch, als er seine Diener mit 
prüfeudem Blicke musterte, „du bist der stärkste von allen 
du bist gewandt, unverdrossen und kräftig gebaut; du sollst 
mein Arbeiter sein und mir nicht nur die Welt in Unter— 
würfigkeit erhalten durch deine Kraft sondern sie mir ver— 
schönern durch deinen erfindungsreichen Arbeitsfleiß. Wohl— 
auf! bezwinge Tier und Baum, Sturm, Stein und Erde; 
zeige mir klůg und sinnig den sichern Pfad über die Meere
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.