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scheiben hat man eö erst einige tausend Jahre später anwenden gelernt 
und zwar zuerst in den Kirchen. In den Häusern begnügte man sich 
entweder mit offenen Fenstern, oder man behängte sie mit Tüchern, mit 
dünn geschabtem Leder, in späterer Zeit auch mit Papier. Früher war 
Dies zu theuer. Und eö ist noch nicht gar lange her, daß man in 
Deutschland auch in den kleinsten Hütten Glasfenster und in den Dör¬ 
fern große viereckige Scheiben sieht. 
Zu Spiegeln hat man das Glas auch erst vor wenigen Jahrhun¬ 
derten anwenden gelernt. Die Armen hatten früher keine anderen 
Spiegel als das klare Wasser, die Reichen ließen sich metallene Schei¬ 
ben poliren. Jetzt kauft man für wenige Groschen einen Spiegel und in 
den vornehmen Häusern sind oft ganze Wände mit hellem Spiegelglase 
bedeckt. Denn man versteht nicht nur das Glas selbst besser zu schmel¬ 
zen, als unsere Voreltern, sondern man kann es auch in ebene Platten 
wie in jede andere Form bringen, denn das heiße Glas ist so biegsam 
wie Metall. Außerdem weiß man die Folie, das heißt den silberweißen 
Beleg an dem Rücken der Spiegel, aus Quecksilber und Zinn so gut 
zu bereiten, daß die Bilder in den Spiegeln viel genauer werden. 
Uebrigenö ist es nicht für alle Menschen gut, wenn sie Spiegel haben, 
worin sie sich nach Belieben besehen können. Sie betrachten darin 
meistens uur ihre vermeintliche Schönheit und ihre prächtigen Kleider. 
Wenn sie aufrichtig sein wollten, könnten sie freilich auch manches Hä߬ 
liche in ihrem Gesicht und in ihrer Gestalt entdecken, der Dumme 
könnte seine Dummheit, der Mißgünstige seine Mißgunst, der Boshafte 
seine Bosheit in dem Spiegel lesen. Das thun sie aber nicht, sondern 
Jeder gefällt sich selbst besser, als alle anderen Menschen. Die Spie¬ 
gel werden also noch nicht so gut benutzt, als eö geschehen könnte. 
Wie es in den Glashütten hergeht, wie man in der ungeheuren 
Gluth des Schmelzofens zerstoßene Kieselsteine, oder Sand mit Holzasche 
und Seise zu einer flüssigen Masse zusammenschmilzt, Das müssen junge 
Leute selbst sehen, weil eö sich schwer beschreiben läßt. Knaben interessirt 
gemeiniglich das Blasen der Flaschen am meisten, weil es dem Spiel mit 
Seifenblasen gleicht. Nur ist die Röhre, wodurch man bläs't, kein Stroh¬ 
halm und die Flüssigkeit, woraus die Blase entsteht, kein Wasser, das 
man mit dem Finger umrühren kann, sondern heißer als glühendes Ei¬ 
sen. Daß es in der Glashütte schnell gehen muß, sieht man schon daraus, 
daß eine Flasche oder ein Trinkglas nur einige Kreuzer kostet. Und erst 
die Glasperlen, wie wohlfeil sind diese! Noch nützlicher wäre das Glas, 
wenn es nicht so zerbrechlich wäre. Denn selbst das Sprüchwort sagt: 
Glück und Glas, wie bald bricht das. Wer ein unzerbrechliches Glas 
erfände, der könnte bald ein reicher Mann werden. 
111. Der Thon. 
Eine sehr gewöhnliche Erdart ist der Thon, wovon die gröberen 
Sorten Letten und Lehm heißen. Als Ackerboden sieht man ihn eben 
nicht gerne, weil er zu dicht ist, dadurch die Ausbreitung der Wurzeln 
hindert, die Nässe zu lange hält, und wieder bei Sonnenhitze zu einer- 
allzu festen Masse wird. Allein zur Verbesserung des Sandbodens, 
welcher gerade die entgegengesetzten Eigenschaften besitzt, wird er mit
	        
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