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Männern ruhten jetzt die Blicke der Athener, Themistokles und 
Aristides, beide verständig, thätig, und auf das Glück ihres Vater¬ 
landes bedacht. Beide bewarben sich um die Gunst des Volks; aber 
jeder wählte dazu andere Mittel. Während Themistokles durch seine 
schöne, männliche Beredtsamkeit in den Volksversammlungen alles mit 
sich fortriß, und durch herablassende Freundlichkeit auch den Niedrigsten 
gewann, erwarb sich Aristides durch die größte Rechtschaffenheit und 
Unbestechlichkeit, so arm er auch war, den Beinamen des Gerechten. 
Jener wollte die Liebe des Volks gewinnen, dieser sie verdienen. An¬ 
fangs schien es, als wenn Themistokles der Glücklichere werden sollte; 
denn es gelang ihm, den Aristides, der seinem Ehrgeize bei der großen 
Liebe, die derselbe beim Volke genoß, im Wege stand, verdächtig zu 
machen, und nun trug er darauf an, ihn auf 10 Jahre aus Athen 
zu verbannen. Aristides wurde der Entscheidung des Scherbengericht 
unterworfen. Er war selbst zugegen, um den Ausgang abzuwarten. 
Da kam ein gemeiner Bürger zu ihm heran, und bat ihn, den Namen 
des Aristides auf ein Täfelchen zu schreiben, da er selbst nicht schreiben 
könnte. „Was hat dir der Mann gethan?" fragte ihn Aristides. 
„Nichts!" war die Antwort, „ich kenne ihn nicht einmal; aber es 
ärgert mich, daß er allgemein den Beinamen des Gerechten führt." 
So sind die Urtheile des großen Haufens! Und Aristides? — Er 
schrieb ehrlich seinen eigenen Namen auf. Wirklich wurde er auch 
(484) verbannt; aber er verließ das Vaterland mit dem Bewußtseyn, 
Unrecht zu leiden, und mit der Hoffnung, daß man ihn schon wieder 
gebrauchen werde. 
Jetzt stand dem Themistokles keiner mehr km Wege; er war nun 
der Erste in Athen. Indessen gebührt ihm das Zeugniß, daß er für 
das Wohl seines Vaterlandes recht eifrig bemüht war. Seine Haupt¬ 
sorge war, recht viele Schiffe zu bauen, damit die Athener, wenn die 
Perser ja einmal wieder kämen, auf jeden Fall eine Zuflucht hätten. 
Wie richtig er gesehen hatte, zeigte sich bald. 
Dareios hatte sich gleich nach der Schlacht bei Marathon zu 
einem neuen Feldzuge kräftig gerüstet. Aber ehe die Rüstungen voll¬ 
endet waren, starb er schon (487). Sein Sohn Terxes (487 — 467) 
setzte sie fort, und wollte schon nach Griechenland ziehen, als die Ae- 
gypter sich empörten, so daß er erst im Jahre 480 jene bekriegen 
konnte. Sein Heer war das größte, welches man bis dahin, wenig¬ 
stens in Europa, gesehen hatte. Es waren dazu 56 Völkerschaften, 
. selbst aus den entferntesten Gegenden des Perserreichs, aufgeboten wor¬ 
den. Ihre Anzahl war so groß, daß sie zu zählen zu beschwerlich 
schien. Terxes ließ daher nur zehntausend Mann abzählen, und diese 
dicht mit einer Art Hürde umgeben. Dann mußten sie hinaustreten, 
und Andere füllten die Umzäunung, die auf diese Weise 170 Mal
	        
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