Full text: [Teil 3 = Oberstufe, [Schülerband]] (Teil 3 = Oberstufe, [Schülerband])

466 
stehe ich; wer wagt es, mit dem Schwerte gegen meine Klage aufzu¬ 
treten?" Und der König fragte: „Elsa van Brabant, willst du 
im Gottesgerichte deine Unschuld hier erweisen?" Elsa bejahte. Da 
rief der Herold: „wer hier im Gotteskampf zu streiten kam für 
Elsa von Brabant, der trete vor!" HHes blieb still. Nochmals er¬ 
tönte des Herolds Stimme, doch vergeblich. Schon glaubte Friedrich 
seine Klage gewonnen —, da rief Elsa, zum Nheinstrom gewandt, 
voll Entzücken: „ha, welches Glück erblicken meine Bugen! Seht, seht, 
mein Netter naht! Mit goldnem Schild und breitem Schwert in Sil¬ 
berrüstung, so steht er da im Kahn, von schneeigem Schwan gezogen. 
G Gott im Himmel, dir sei meines Herzens tiefster Dank!" Schon lenkte 
der Schwan zum User, und der Ritter stieg ans Land. Dann wandte 
er sich zum Schwan: „Nun sei bedankt, mein lieber Schwan! Zieh 
deines Wegs zurück dahin, woher du mich getragen, und kehre 
nur zu unserm Glücke wieder. Lebe wohl! Lebe wohl!" Und der 
Schwan zog von dannen. Der Ritter aber trat vor den König, ver¬ 
neigte sich ehrfurchtsvoll und sprach: „Bus ewigen Friedens Landen 
komm' ich hergezogen, wo Streit und Hader man nicht kennt. Doch 
wo ein Weib in seiner Schwachheit Hilfe heischt, wird ihm der Schutz 
durch dieses Schwert zuteil. Und so verkünde ich: Elsa von Brabant 
ist frei von jeder Schuld. Graf Telramund, durch Gottesurteil werde 
ich dir zeigen, wie falsch und frevelhaft du klagst!" Dann wandte 
er sich zu Elsa: „Elsa von Brabant, im Kampfe trete ich für dich ein. 
wenn ich im Streite siege, willst du, daß ich dein Gatte sei?" Da 
sank Elsa vor dem Ritter aufs Knie: „Mein edler Schützer! welch 
hohes Glück wird mir! Möge Gott dir zur gerechten Sache Kraft 
verleihen! wenn du mich rettest, gebe ich mit Freud' und Wonne herz 
und Hand dir hin." Der Ritter hob mit sanfter Hand die hinge¬ 
sunkene empor: „Erhebe dich, du hehre, Reine! Richt ziemt es dir, 
im Staube hier zu knien. — Nun merke wohl, was ich dir sage: 
Elsa, soll ich dein Gatte sein, dir Land und Leute schirmen, soll nichts 
mich wieder von dir reißen, so mußt du eines mir geloben: 
Nie sollst du mich befragen 
Noch Wissens Sorge tragen, 
woher ich kam der Fahrt 
Noch wie mein Nam' und Rrt!" 
Und Elsa entgegnete: „Nie, Herr, will ich die Frage an dich stellen." 
Mit warnender Stimme sprach der Ritter nochmals: „Elsa, hast du 
mich wohl vernommen? willst niemals du die Frage tun?" „So¬ 
lange Sonn' und Mond am Himmel gehen, solang ein herz in meiner 
Brust noch schlägt, soll nie die Frage über meine Lippen kommen!" 
Da sprach der Ritter: „habe Dank, du holde! Ruf Händen will ich
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.