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stehe ich; wer wagt es, mit dem Schwerte gegen meine Klage aufzu¬
treten?" Und der König fragte: „Elsa van Brabant, willst du
im Gottesgerichte deine Unschuld hier erweisen?" Elsa bejahte. Da
rief der Herold: „wer hier im Gotteskampf zu streiten kam für
Elsa von Brabant, der trete vor!" HHes blieb still. Nochmals er¬
tönte des Herolds Stimme, doch vergeblich. Schon glaubte Friedrich
seine Klage gewonnen —, da rief Elsa, zum Nheinstrom gewandt,
voll Entzücken: „ha, welches Glück erblicken meine Bugen! Seht, seht,
mein Netter naht! Mit goldnem Schild und breitem Schwert in Sil¬
berrüstung, so steht er da im Kahn, von schneeigem Schwan gezogen.
G Gott im Himmel, dir sei meines Herzens tiefster Dank!" Schon lenkte
der Schwan zum User, und der Ritter stieg ans Land. Dann wandte
er sich zum Schwan: „Nun sei bedankt, mein lieber Schwan! Zieh
deines Wegs zurück dahin, woher du mich getragen, und kehre
nur zu unserm Glücke wieder. Lebe wohl! Lebe wohl!" Und der
Schwan zog von dannen. Der Ritter aber trat vor den König, ver¬
neigte sich ehrfurchtsvoll und sprach: „Bus ewigen Friedens Landen
komm' ich hergezogen, wo Streit und Hader man nicht kennt. Doch
wo ein Weib in seiner Schwachheit Hilfe heischt, wird ihm der Schutz
durch dieses Schwert zuteil. Und so verkünde ich: Elsa von Brabant
ist frei von jeder Schuld. Graf Telramund, durch Gottesurteil werde
ich dir zeigen, wie falsch und frevelhaft du klagst!" Dann wandte
er sich zu Elsa: „Elsa von Brabant, im Kampfe trete ich für dich ein.
wenn ich im Streite siege, willst du, daß ich dein Gatte sei?" Da
sank Elsa vor dem Ritter aufs Knie: „Mein edler Schützer! welch
hohes Glück wird mir! Möge Gott dir zur gerechten Sache Kraft
verleihen! wenn du mich rettest, gebe ich mit Freud' und Wonne herz
und Hand dir hin." Der Ritter hob mit sanfter Hand die hinge¬
sunkene empor: „Erhebe dich, du hehre, Reine! Richt ziemt es dir,
im Staube hier zu knien. — Nun merke wohl, was ich dir sage:
Elsa, soll ich dein Gatte sein, dir Land und Leute schirmen, soll nichts
mich wieder von dir reißen, so mußt du eines mir geloben:
Nie sollst du mich befragen
Noch Wissens Sorge tragen,
woher ich kam der Fahrt
Noch wie mein Nam' und Rrt!"
Und Elsa entgegnete: „Nie, Herr, will ich die Frage an dich stellen."
Mit warnender Stimme sprach der Ritter nochmals: „Elsa, hast du
mich wohl vernommen? willst niemals du die Frage tun?" „So¬
lange Sonn' und Mond am Himmel gehen, solang ein herz in meiner
Brust noch schlägt, soll nie die Frage über meine Lippen kommen!"
Da sprach der Ritter: „habe Dank, du holde! Ruf Händen will ich