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stand Attila, häßlich von Ansehen, wie seine Hunnen, und auch grau¬
sam wie sie. Er selbst liebte die größte Einfachheit; in seinem Zelte
saß er auf einem hölzernen Schemel; seine Trinkgesäße waren von
Holz; an dem Geschirr seines Rosses sah man weder Gold noch Silber.
Bloß wenn er Gäste um sich versammelte, ließ er seinen Reichthum
sehen. Alle, nur ihn selbst ausgenommen, speisten dann aus goldenem
und silbernem Geschirr. Aus sein Gesicht kam höchst selten eine freund¬
liche Miene; immer blieb er ernsthaft, und selbst sein Sohn wagte es
nicht, in Gegenwart des Vaters ein Auge auszuschlagen. Alles fürchtete
ihn, man nannte ihn nur die Geißel Gottes, weil er überall
Schrecken verbreitete, und er hörte es sehr gern, daß ihm die geängsteten
Völker diesen Schreckensuamen gegeben hatten.
Es war im 4ten Jahrhunderte, als Attila mit 500,000 Mann
seiner räuberischen Hunnen in Ungarn einfiel, verwüstend durch
Deutschland zog, am Rhein, ganze Wälder niederschlug, um Schisse zu
bauen und seine Truppen über den Rheinstrom zu schissen, die Städte
Straßburg, Speier, Worms, Mainz und andere mehr aus¬
plünderte, der Erde gleich machte und siegreich bis in das heutige
Frankreich vordrang. Nichts konnte seiner Macht widerstehen, zumal
da sie unterwegs sich bis auf 700,000 Mann vermehrt hatte. Allein
an dem Flusse Marne in Frankreich stellte sich ihm Theodorich, der
König der Westgothen, in den Weg. Attila redete vor der Schlacht
seine Anführer also an: „Seid Männer, greift an, brecht ein, werft
Alles nieder! Müßt ihr sterben, so werdet ihr sterben, auch wenn ihr
flieht. Richtet eure Augen auf mich, ich schreite voran. Wer mir nicht
folgt, ist des Todes!" Nun begann der mörderische Kampf, an welchem
auch die Sachsen Antheil nahmen. Schon glaubte Attila seines Sieges
gewiß zu sein, als Thorismund, der Sohn des Königs Theodorich,
von einer Anhöhe herab aus die Hunnen einstürmte und sie in Un¬
ordnung brachte. Das war wohl die blutigste Schlacht, die je in
Europa geliefert worden ist, denn 160,000 Tode lagen auf dem
Schlachtfelds. Nach diesem Verluste wendete sich die sogenannte Geißel
Gottes nach Italien. Auch hier wurden viele schöne Städte verwüstet,
z. B. Mailand. Zum Glück übereilte den barbarischen Attila der
Tod, man weiß nicht gewiß, ob im Jahre 452, oder 453, oder 454.
So mäßig er sonst lebte, so hatte er doch bei einem Hochzeitmahle sich
im Trünke übernommen und dadurch seinem Leben schnell ein Ende
gemacht. Wie freuten sich nicht die gequälten Völker Europa's über
den Fall des Barbaren! Seinen Leichnam verschloß man in drei
Särge; der erste war von Gold, der zweite von Silber, der dritte
von Eisen. Niemand sollte erfahren, wo der große Eroberer begraben
liege. Daher wurden die Gefangenen, welche das Grab gemacht hatten,