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Ablaß." Immer ließ er zwei große Kasten vor sich her tragen; in dem
einen befanden sich die Ablaßbriefe, in dem andern das dafür erhaltene
Geld. Natürlich hatte er einen großen Zulauf, weil für jede Sünde
ein gewisser Preis festgesetzt war, und weil auch der schlechteste Mensch
die Gnade Gottes sich erkaufen zu können meinte. Ein Kirchenraub
und Meineid kostete 9 Ducaten, ein begangener Mord 8 Ducaten, für
die Erlösung einer Seele aus dem Fegfeuer brauchten arme Personen
nur einige Groschen zu geben. Dabei befand sich Niemand besser als
Tetzel selbst; denn er bekam für seine Arbeit monatlich 20 Goldgülden,
das Stück über 2 Thaler, und außerdem freie Kost. Gewiß eine sehr
große Einnahme zu einer Zeit, wo der Scheffel Korn 5 Groschen und
die Kanne Wein 2 Pfennige galt. Traf seine Kasse ein Verlust, so
mußte ihn der Papst tragen. Das geschah, als Tetzel einmal von
Leipzig nach Jüterbogk reiste. Unterwegs wurde er von einem Edel¬
manne angefallen, durchgeprügelt und seines ganzen Geldes beraubt.
Er mußte sich dieses ruhig gefallen lassen, denn der Räuber hat ihm
in Leipzig schon im Voraus einen Ablaßbrief für 30 Thaler abgekauft
und war mithin von jeder Strafe befreit.
Fortsetzung.
Tetzel hatte die Städte Dresden, Pirna, Leipzig, Naum¬
burg, Meißen, Annaberg, Chemnitz, Freiberg u. s. w. be¬
sucht und gute Geschäfte gemacht. In Freiberg brachte er binnen zwei
Tagen 2000 Gulden zusammen. Äm Jahre 1517 langte er auch in
Jüterbogk an, einem Städtchen unweit Wittenberg. Viele Be¬
wohner gingen aus dem letzteren Orte nach Jüterbogk, um sich Abla߬
briefe zu kaufen. Darauf kamen sie zu Luther in den Beichtstuhl und
verlangten die Absolution, d. h. die Freisprechung von den Sünden¬
strafen im Namen Gottes. Luther, welcher bemerkte, daß sie keine
Reue über ihre Sünden und keinen wahren Glauben bezeigten, absol-
virte sie nicht, weßhalb sie zu Tetzel gingen und das Geld für die ge¬
lösten Ablaßbriefe zurückforderten. Tetzel ward darüber zornig. Luther
aber machte sich wenig daraus, sondern predigte, es wäre besser, armen
Leuten ein Almosen zu geben nach Christi Befehl, als solche ungewisse
Gnade um Geld zu kaufen; wer Buße thue sein Leben lang und be¬
kehre sich zu Gott vom ganzen Herzen, der bekomme die himmlische
Gnade und Vergebung aller Sünden, die uns der Herr Christus durch
sein Opfer und Blut erworben habe und ohne Geld aus lauter Gnade
anbiete. Tetzel, darüber noch mehr erbittert, ließ etliche Male ein
Feuer aus dem Markte in Jüterbogk anzünden und drohte, die Ketzer,
die sich wider den Papst und seinen Ablaß setzen würden, zu ver¬
brennen. Dieß veranlaßte Luthern, weiter über die Lehre von der