Drittes Buch
Aon dem Knde der Kreuzzüge öis zur Entdeckung
Amerikas und der Reformation.
Deutschland von Rudolf I. bis Maximilian I.
(1273-1519.)
Z>as Interregnum oder das Awischenreich. (1216—1273.)
§ 1. Schon im Jahre 1246 hatte ein Teil der deutschen Fürsten
dem zum König gewählten Konrad IV. einen Gegenkönig gegeben in
der Person des thüringischen Grafen Heinrich Raspe. Als dieser
starb, erhoben dieselben Fürsten den Grafen Wilhelm von Holland
auf den Thron. Konrad mußte vor der Heeresmacht Wilhelms zurück-
weichen und letzterer fand immer mehr Anhang, sowie nach Konrads
Tode (1254) auch ziemlich allgemeine Anerkennung. Er wurde aber
schon im Jahre 1256 auf einem Feldznge gegen die friesischen Bauern
erschlagen. Nun folgte eine trübe Zeit für Deutschland, das Interregnum
oder Zwischenreich, die sogen, „kaiserlose, schreckliche Zeit". Ein Teil
der Fürsten wählte nämlich den englischen Prinzen Richard, ein anderer
den König Alfons X. von Castilien (1257)! Keiner von ihnen
war ein wirklicher König, Deutschland war ohne Oberhaupt und alle
Ordnung hörte auf. Die Großen führten Kriege, die Burgherren Fehden
und ihre Knechte schwärmten als Räuber und Mörder umher. Viele
Burgen wurden Raubnester, auf den Straßen und schiffbaren Flüssen
konnten die Kaufleute ihre Waaren nur unter bewaffnetem Geleite ver-
senden oder mußten die Sicherheit (Geleite) von den Herren mit schwerem
Gelde erkaufen; überdies erhoben diese neue willkürliche Straßen- und
Flußzölle. Das wehrlose Landvolk verzweifelte, viele Städte aber
schloffen Schutzbündnisse, denen auch einige besser gesinnten Landesherren
beitraten.