Erste Abtheilung.
Dös Merkwürdigste aus der, Weltgeschichte.
/ Einleitung. ''¿'V '"'"K
Ein Mensch, der lange lebt, weiß viel zu erzählen von dem,
was sich in der Heimath und im Vaterlande seit seinem Gedenken
zugetragen hat. Ist er ein Landmann, so wird er sagen kön¬
nen, wem dieses oder jenes Grundstück früher angehörte, und wie
es bewirthschaftet wurde; was für Verbesserungen im Ackerbau
stattfanden, und wer sie besonders verbreiten hals; welche
Männer sich dagegen im Guten auszeichneten, ein Vorbild der
Gemeinde waren; welche schlecht handelten und Unheil stifteten. —
Worüber hätte aber ein bejahrter Bürger zu berichten? Gewiß
über die Schicksale seiner Vaterstadt; über den ehemaligen Zustand
der Gewerbe, des Handels; über Gebäude, öffentliche Denk¬
mäler, über Erfindungen. Beide jedoch, der Landmann wie
der Bürger, werden uns noch manches darstellen, was; das
gesammte Vaterland betrifft: den Frieden mit seinen Segnungen,
den Krieg und dessen traurige Folgen, die Regierungsweise der
Fürsten, die Einfachheit und den frommen Sinn, daneben aber
auch die Rohheit und den Aberglauben alter Zeiten. Aehnliches,
nur in weit größerem Umfange, bietet uns die Weltgeschichte.
Allein sie theilt nicht bloß mit, was während eines Menschen¬
alters, in einem Lande, sondern was seit sechs tausend
Jahren auf der ganzen Erde sich ereignet hat. Da '
aber die Menge des Geschehenen unendlich groß, vieles davon >
gar nicht zu unserer Kenntniß gekommen, anderes unwichtig ist: so
enthält die Weltgeschichte nur die merkwürdigsten Begeben¬
heiten von der ältesten bis auf die neueste Zeit. Die Geschichte ist
überaus lehrreich. Sie liefert eine Menge Beispiele zur Nach- *
ahmung ^und Warnung; sie offenbart uns die Rathschlüsse Gottes^
in den Schicksalen einzelner Menschen und ganzer Völker; sie ^
zeigt nicht selten unsern schwachen Augen die unendliche Weisheit ^
Gottes in der Leitung des Menschengeschlechts. — Es konnte
hier die allgemeine Geschichte weder vollständig, noch zusammen-
Rentschmibt's Lesebuch für obere Klassen. 1