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Lehre vom Menschen.
Ken, Berg, Thal, Glanz, Schimmer und Farben reden, so
vernimmt er Worte, die für ihn keine Bedeutung haben und
die ihm auch Niemand zu erklären im Stande ist.
Man sollte grosse Aufmerksamkeit der Erhaltung eines so
überaus wichtigen und zarten Werkzeuges, wie das Auge ist,
widmen* aber dies geschieht leider oft erst, wenn es zu spät
ist. Als Hauptregel gilt, das Auge nicht sehr anzustrengen.
Durch langdauernde Thätigkeit muss auch das beste Auge lei¬
den, und es ist hohe Zeit, ihm Ruhe zu gönnen, wenn es zu
schmerzen anfängt. Ein zweiter Rath ist: Bewahre das Auge
vor schnellen Uebergängen aus dem Hellen ins Dunkle. Eine
plötzliche Erschütterung der Sehnerven kann augenblickliche
Blindheit zur Folge haben ; wie z. B. wenn man in einer durch
Läden verdunkelten Stube schläft und des Morgens den Laden,
während die Sonne darauf scheint, mit einem male öffnet.
Anhaltendes Lesen, zumal kleiner Schrift, gleich nach dem Auf¬
stehen, oder in liegender Stellung, bei flackerndem Lichte oder
im Sonnenschein, ist ebenfalls für die Sehkraft sehr schwä¬
chend. Sonst erholt sich das Auge, wenn es unbeschäftigt ist,
an schwachem Lichte. Bei langdauernden Arbeiten, die ein
Nahesehen erfordern, richte man zuweilen den Blick in die
Ferne. Man bediene sich der Augengläser nicht früher, als
es nothwendig ist und suche regelmässig geschliffene zu erhal¬
ten. Scharfe oder schlechte Gläser, deren Gebrauch ein unan¬
genehmes Gefühl im Auge hervorbringt, schaden ihm. Stär¬
kend für die Augen ist das Waschen des Morgens mit kaltem
Wasser, wenn man dasselbe nicht plötzlich, sondern allmählig
auf die geschlossenen Augenlider bringt. Die grüne Farbe
erfrischt die Augen, weshalb ihnen der Aufenthalt im Garten,
Feld und Wald sehr zusagt.
Vom Blutumlauf.
Die Behältnisse, in denen das Blut Hiesst, machen ein
zusammenhängendes Ganze aus und heissen auch Blutgefässe.
Sie begreifen in sich das Herz, von welchem die Bewegung
des Blutes ausgeht, die Schlag- oder Pulsadern, die das
Blut aus dem Herzen in alle Theile des Körpers führen, und
die Blutadern, welche es wieder zum Herzen zurückleiten.
Das Blut ist nicht, wie es scheint, eine einfache Flüssig¬
keit, sondern es enthält drei Bestandtheile, nämlich das Blut¬
wasser, die Blutkügelchen und den Faserstoff. Wenn
Blut aus den Adern gelassen worden ist, so gerinnen nach
einiger Zeit die beiden letztgenannten Bestandtheile, das Blut¬
wasser hingegen bleibt flüssig. Das Blut wird durch den fort-