Full text: Lesebuch für die obere Klasse katholischer Stadt- und Landschulen

Die Ostsee. 
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jährigen Zuge starb, leicht von einem Menschen in die Höhe 
zu heben ist. In den nördlichen Gegenden würde es ähnliche 
Wüsten geben, wenn nicht die kältere und feuchtere Witterung, 
so wie der Reichthum an Wasser den Anbau möglich gemacht 
und dm Sand in tragbares Land umgeschaffen hätten. 
geographische Schilderungen. 
* Die Ostsee. 
Die Ostsee oder das baltische Meer hängt durch den Sund, 
den grossen und kleinen Belt, die Eider- und den Eiderkanat 
mit der Nordsee zusammen. Sie bespült zwei Provinzen 
unseres Vaterlandes; im Ganzen umfasst sie einen Flächenraum 
von 7000 DM. 
In der Ostsee liegen viele Inseln; am dichtesten zusammen¬ 
gedrängt finden sich dieselben im bosnischen Meerbusen. Viele 
von ihnen sind mit freundlichen Dörfern und baumreichen Gefil¬ 
den geschmückt. 
Im Vergleich zu den übrigen Meeren hat die Ostsee nur 
eine geringe Tiefe, an den meisten Stellen beträgt sie nur 
50 bis 100'. Die Ufer sind meist so flach, dass ein erwach¬ 
sener Mensch 200 Schritte in die See hineingehen kaun; daher 
hat die Küste viele gute Badestellen. Die Ostsee hat keine 
Ebbe und Fluth. Ihr Wasser ist meergrün, aber klarer und 
kälter, als das des Oceans, und wegen der vielen ihr zufliessen- 
den süssen Gewässer auch weniger salzig. Daher geschieht es 
zuweilen, dass bei strenger Kälte ein grosser Theil von ihr 
zufriert. Wo im Sommer Schiffe fuhren, da reist man nun 
zu Fuss, zu Pferde und im Schlitten. Solche Reisen, die am 
gewöhnlichsten über den bosnischen Meerbusen von Russland 
nach Schweden unternommen werden, sind sehr beschwerlich 
und einförmig. Auf der weiten Fläche stehen wunderbar geformte 
Eisblöcke, zwischen denen das Auge nichts als Schnee und Eis 
erblickt; kein Laut, als das Schleifen des Schlittens, das Läuten 
der Schellen oder der Hufschlag der Pferde, unterbricht die 
Todesstille. Kommt ein Schneesturm; oder entstehen unter 
donnerähnlichem Krachen weite Risse und grosse Spalten im 
Eise, dann wird die Reise gefährlich. 
Erst im Mai gelingt es gewöhnlich der Sonne, das Eis 
zu vertreiben und die Schifffahrt frei zu machen. Alsdann 
spielen die plätschernden Wellen über den weissen Sand bis 
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