Allgemeine Eigenschaften der Körper.
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gewisse Zeit erfordert wird, und solche in manchen Fällen nicht hin¬
reichend ist. Legt man auf die Mündung einer Flasche ein Karten¬
blatt, auf dieses, gerade über die Flaschenöffnung, eine kleine
Münze, und schnellt oder schlägt man das Kartenblatt in wage¬
rechter Richtung heftig hinweg, so macht das Geldstück die Bewegung
des Kartenblattes nicht mit, sondern es fällt in die Flasche.
8. Schwere. Wenn ich hier die Kreide, welche ich zwischen
den Fingern halte, loslasse, so bewegt sie sich nicht gegen die Decke
der Stube, auch nicht seitwärts gegen die Wand, sondern in gerader
Richtung nach dem Fußboden zu. Dieser Stein, den ich vom
Tische nehme, zieht meine Hand nach unten, denn er will zur
Erde. Jenes Bild an der Wand würde herabsinken, wenn es der
eingeschlagene Nagel nicht hinderte. So ist es mit allen Körpern:
jeder zeigt das Bestreben, sich nach der Erde hin zu
bewegen, wenn er auch nur etwas von ihr absteht. Ist er bis
an die Erde gekommen, so ruhet er; er würde jedoch die Bewegung
fortsetzen, wenn an der Stelle im Boden eine senkrechte Oeffnung
wäre. — An der Schnur hängt eine Kugel. Wenn ich nun zwi¬
schen die Finger etwas Sand nähme, damit der Kugel erst seit¬
wärts, dann von unten, nachher von oben nahe käme, und wenn
die Sandkörnchen, so wie ich die Finger öffne, jedesmal zur Kugel
flögen und auf ihr fest sitzen blieben — was würde ich da wohl
behaupten können? Nichts anders als: es liegt in der Kngel eine
Anziehungskraft, wie im Magnet, die da macht, daß die Sand¬
körnchen von einer gewissen Entfernung zu ihr hinstiegen. Daffelbe
geschieht nun wirklich auf unserer Erde, die doch auch eine Kugel-
gestalt hat. Jeder Körper, der von ihr auf irgend eine Weise
entfernt wird, stiegt sogleich, wenn ihn nichts mehr hindert, zu ihr
hin, das heißt: er wird durch eine in der Erdkugel lie¬
gende Kraft angezogen. Man nennt diese Ziehkraft die
Schwere und nimmt an, sie habe im MittelpunÄe der Erde ihren
Sitz. Oft versteht man unter Schwere auch die Eigenschaft der
Körper selbst, zur Erde zu fallen oder gegen die Erde zu drücken.
Daß die Körper gegen die Erde Schwere zeigen, ist von großer
Wichtigkeit; sonst würden sie sich ja von der Erde verlieren, ins
Weite fliegen. Das Haus, welches wir bauen, steht auf dem Boden
fest, weil es'von der Erde angezogen wird. Ohne Schwere könnten
wir uns selbst nicht aus der Erde erhalten; sogar die Luft, die
unsern Erdball umhüllt, würde sich verlieren. So offenbart sich auch
hier der große Baumeister in seiner uns unbegreiflichen Weisheit.
Wird ein Körper von einer beträchtlichen Höhe Herabgelaffen,
so fällt er anfangs langsam, dann immer schneller, je
näher er der Erde kommt. Ist die Höhe nicht zu groß, so sinkt
er in der ersten Sekunde 15 Fuß, in der zweiten 3 mal 15, in