Full text: Lesebuch für die obere Klasse katholischer Stadt- und Landschulen

Ausbreitung des Christenthums. 
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zum Christenthume allgemein werde. Auch ließen sich damals 
mehrere Kaiser göttlich verehren; ihre Bilder stellte man in den 
Tempeln auf, und die Leute mußten vor ihnen knien und ihnen 
räuchern. Das wollten aber die Christen nicht, weil sie nur einen 
Gott verehrten. Diese Weigerung galt als Widersetzlichkeit und 
Verachtung der kaiserlichen Würde. Man hielt demnach die 
unschuldigen Christen für unruhige Menschen, für Aufrührer, um 
so mehr, da mau sie anfangs als eine jüdische Sekte betrachtete, 
und die Juden als Unruhestifter bekannt waren. 
Unter den römischen Kaisern gehört Nero zu den ersten 
Verfolgern der Christen. Er ließ sie als Urheber des von ihm 
selbst veranstalteten Brandes in Rom mit unmenschlicher Grausam¬ 
keit hinrichten. Man nähete sie in Säcke ein, begoß sie von außen 
mit Pech, grub sie dann gleich Pfählen in die Erde, zündete sie 
oben an und ließ sie wie Fackeln leuchten. Es erregt Grausen, 
daß Menschen so gegen Menschen handeln konnten. Eben so 
heftig, ja noch heftiger wurden die Christen unter Domitian, 
Träjan, Marcus Aurelius verfolgt. Jedes Unglück, wel¬ 
ches über das Reich kam, sollten die Christen veranlaßt haben. 
War die Tiber ausgetreten, hatte die Erde gebebt, wüthete Hunger 
und Pest, so hieß es: davon sind die Christen die Ursache. Alle 
Martern der Welt, alle erdenkliche Todesstrafen wurden dann gegen 
sie ausgesouuen und verübt. Man ließ den angeklagten Christen 
die Wahl, ihren Glauben abzuschwören oder zu sterben. Aber diese, 
die das irdische Leben gering achteten gegen das höhere himmlische 
Leben, litten lieber alle Qualen, selbst den Tod; uub unter dem 
Schwerte, in den Flammen, auf den Foltern priesen sie noch 
Jesum, der sie gewürdigt hatte, ihm im Leiden zu folgen, und 
sangen Psalmen zu seinem Ruhme. Bewunderung ergriff die 
Seiden. Die letzten Gebete und Ermahnungen der frommen 
laubenshelden, ihre beispiellose Geduld und Standhaftigkeit, die 
freudige Zuversicht, mit der sie von der Welt schieden: alles dieses 
wirkte begeisternd auf die Umstehenden, und nicht selten ließen sich 
Tausende bei dem Tode eines Märtyrers taufen. Während des 
größten Druckes nahm die Christengemeinde so zu, daß schon im 
zweiten Jahrhundert die heidnischen Tempel fast leer standen, und 
in allen Ständen, selbst am kaiserlichen Hofe, eine Menge Christen 
gefunden wurden. Aber erst im Jahre 311 hörten die Drangsale 
der Christen im römischen Reiche auf. 
f}/ Konstantin der Große. JJJ 
Nach Nero regierten in Rom nur wenige gute Kaiser. Die 
ausgezeichnetsten waren: Vespäsian, im Jahre 70 nach Chri¬ 
stus. Während seiner Regierung wurde Jerusalem zerstört. —
	        
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