Full text: Die Vaterlands- und Weltkunde (Theil 2)

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Die machten auch ein Bündniß und hießen sich Franken; denn sie 
wollten frank und freie Leute sein, und waren ein gar kühnes 
Volk. Weiter nordwärts aber bis an die Küsten der Nordsee und 
Elbe verbanden sich die Friesen und Cherusker und viele andere, 
und nannten sich Sachsen: diese waren kühne Seefahrer und nahmen 
den Römern Land und Schiffe an der Küste fweg. Von der Küste 
der Ostsee bis an das schwarze Meer wurde der Bund der Gothen 
gewaltig und verdrängte die Römer vom schwarzen Meere und 
der Donau. 
4. Chlodwig, der Gründer des Frankenreiches. 
Einer der Frankenkönige, Chlodwig, hatte sich einen bedeutenden 
Theil des Landes erobert, welches damals Gallien hieß und seitdem 
'Frankreich genannt wird. Bald darauf gerieth er in Krieg mit den 
Alemannen, und diese zogen mit gewaltiger Heeresmacht wider ihn 
zu Felde. Bei Zülpich, unweit Bonn, geschah eine große Schlacht, 
496 n. Chr. Schon wichen die Franken. Chlodwig aber, bis dahin 
ein verstockter Heide, dem seine christliche Gemahlin Chlotilde oft 
zugeredet, daß er sich von der Abgötterei zu dem wahren Gotte be¬ 
kehren möchte, aber immer vergebens, schrie in dieser Noth zu dem 
Herrn, erhob die Hände gen Himmel und flehte: „Jesus Christus, 
den Chlotilde den Sohn des lebendigen Gottes nennt, wenn du so 
mächtig bist, wie die Christen sagen, so verleihe mir den Sieg, und 
ich will an dich glauben und mich taufen lassen!" Und siehe, alsbald 
fiel einer der feindlichen Führer, und die Feinde gelobten, sich ihm 
zu unterwerfen. Und er hielt Wort und ließ sich mit vielen seiner 
Großen taufen, und ihnen folgte das ganze Volk der Franken. Leider 
ist seine Bekehrung nur eine äußerliche geblieben, obschon der Papst 
ihn den allerchristlichsten König nannte; denn er zeigte sich 
stets hinterlistig, ungerecht und grausam. Die andern Frankenkönige, 
die ihm doch mit zu seiner Macht verholfen hatten, brachte er um, 
damit er Alles allein besäße. Sein Reich aber breitete er aus bis 
nach Spanien hin, und seine Nachfolger fügten den größten Theil 
von Deutschland hinzu, so daß das Frankenreich das mächtigste in der 
Christenheit wurde. Die westlichen Franken vermischten sich mit 
Römern und Galliern, und aus dieser Vermischung ist allmählig die 
Nation der Franzosen entstanden. 
5. Bonifacius, 
der Apostel der Deutschen. 
(716—755.) 
Es waren schon über 600 Jahre seit Christi Geburt verfloffen, 
und in unserem Vaterlande war das Christenthum noch fast ganz 
unbekannt; hier beteten noch die Heiden die alten Götter an und brachten 
ihnen Opfer dar, selbst Menschenopfer. Da kamen aus Irland und 
England mebrere Glaubensboten (Missionare) nach Deutschland,
	        
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