272 ö AAAAAAA
der Schmerz ihm zu nahe ging. In Heidelberg klagte Charlotte
von Schiller laut über die sichtliche Anmut, die auf der Erde lebte und
wirkte, und die mit der Königin für die Menschheit verloren sei. Aus
Halle, der jetzt zum Königreich Westfalen gehörigen, alten preußischen
uͤniversitätsstadt, berichtete der dort als Professor wirkende Norweger
Henrik Steffens: „Es war eine Bewegung in der Stadt, nur mit der—
jenigen zu vergleichen, die in den ersten Tagen der überwältigung durch
die Feinde stattffand. Der Schmerz malte sich auf allen Gesichtern. Ein
Gefühl schien jeden zu durchdringen, als wäre die letzte Hoffnung mit
dem Leben der angebeteten hohen Frau entwichen. Der Feind, sagte
man sich, habe die Schutzgöttin des Volkes getötet.“ In der Drei—
faltigkeitskirche zu Berlin hielt Schleiermacher der Entschlafenen die
Trauerpredigt, die die Runde im ganzen Lande machte und das Ver—
langen nach Abschüttelung des fremden Joches mächtig nährte. Fouque
trauerte in der Vossischen Zeitung:
Die Trauerglocke läutet
Vom Dorfe her;
Wir wissen, was es deutet:
Sie ist nicht mehr.
Und als der 10. März zum erstenmal wiederkehrte, da brach sein
Schmerz aufs neue durch:
O Tag, wie kommst du hell gegangen
In Himmelsbläue klar und lind,
Von zarter Ahnung Grün umfangen,
Und fpähst nach deinem schönsten Kind!
Staegemann, der Dichter so vieler kunstvoller Oden auf die Preußen
oder, wie er sie nannte, „Brennen“, hub an:
Muß auch dich der Klagelaut der Saiten
An ein frühes Grab geleiten?
War der Tränen Schale nicht gefüllt?
Aber in seine Klagen mischte sich bereits ein neuer Gedanke:
Leucht uns vor, ein Stern in Brennenfahnen,
Heilig Bild, auf Siegesbahnen!
Hieran knüpfte 1813 Fouque gleichsam an:
Zwei Sterne, die strahlen am Himmel
Dem sterblichen Auge zwar nicht;
Doch künden durchs Kriegsgetümmel
Den Seelen sie göttliches Licht.
Diese Sterne leuchteten in den Jahren der Erhebung auch Schenkendorf:
Herr und König, schau nach oben,
Wo sie leuchtet gleich den Sternen,