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lieber Hegen. Zuerst fallen nur einzelne Tropfen, sie vermehren
sich aber mit grosser Schnelligkeit. Nach jeglichem Blitzschläge
nimmt die Heftigkeit des Regens sichtbar zu; es ist, als ob mit
jeder Entladung des Gewitterstoffs auch eine Menge von Regen
erzeugt würde. Ist Hagel mit dem Gewitter verbunden, so fällt
er gewöhnlich schon im Anfang, oft allein und oft auch mit
Regen vermischt.
Man will bemerkt haben, dass die Gewitter in jedem Jahre
eine gewisse Richtung beobachten; in dem. einem Jahre z. B.
kommen sie meistens aus Südosten, in einem andern aus Süd-
westen, im dritten aus Westen u. s. w. Hie heftigsten Gewitter
sind die, welche sich anderwärts gebildet haben lind schon in
voller Thätigkeit zu uns heranziehen. Grosse Gewitter dieser Art
durchziehen zuweilen einen Raum von mehreren Meilen in der
Breite und von 50 bis 100 Meilen in der Länge. Hie meisten
Gewitter gehen nach einer Stunde, oder noch früher, vorüber.
Das Gewölk verzieht sich und nimmt die gewöhnliche Farbe
der Wolken an, die Strahlen der Sonne brechen dann wieder
hervor und bilden, wenn es der Sonne gegenüber noch regnet,
den prachtvollen Regenbogen. Hie ganze Natur ist nach einem
Gewitter wie neu belebt. Hie Luft hat sich abgekühlt, die
Blätter der Pflanzen erheben sich und prangen in frischem Grün;
die Blumen aber mit ihren Regentropfen sehen aus wie die
erschrockenen Kinder, denen die hellen Thränen noch in den
Augen stehen.
Was bei der Bildung eines Gewitters eigentlich vorgeht, das
hat bis jetzt noch niemand vollständig aufgeklärt; doch wissen
wir einiges von der Natur dieser erhabenen Erscheinung mit
Sicherheit.
In der Mitte des vorigen Jahrhunderts hat ein Nordamerikaner,
Namens Ii's'fgi9ftSin, durch vielfältige Versuche auf das Über¬
zeugendste dargethan, dass der Blitz einerlei ist mit dem wunder¬
baren Stoffe, den man Elehirizitiit nennt, und den man durch
eine künstliche Maschine hervorbringen kann. Kommt ihr einmal
zu jemanden, der eine solche jEieRtrisirunttscfoine besitzt,
so lasst euch einige Stücklein zeigen um gute Worte; cs wird
euch wahrlich ergötzen. Ha werdet ihr sehen, wie man ver¬
mittels einer Kurbel eine Glasscheibe dreht, die sich dabei an
einem mit Quecksilber oder Harz bestreuten Kissen reibt, wobei
man ein Knistern vernimmt wie von aussprühenden Funken.
Hält man einen Fingerknöchel nahe an die Scheibe, so springt
ein lebhafter FwwHe auf den Knöchel, und man empfindet an
der getroffenen Stelle einen stechenden Schmerz. In eine dazu
eingerichtete Flasche kann man viele solcher Funken sammeln,
um den Blitz- und Schlagstoff dann auf einmal wiedpr heraus¬
fahren zu lassen. Wenn ein Mensch eine schwache Ladung