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C. Für Ciillnrgeschichte.
tl- Die Erfindung'des Schiesspulvers und der
Buchdruckerkunst.
i"050 (244). Die Regsamkeit, welche wir im Mittelalter
auf kirchlichem und staatlichem Gebiete allenthalben in hohem
Grade finden, zeigt sich auch auf dem Cullurgehiete; auch hier
trat ein bedeutender Umschwung ein. — Wie die Erfindung der
Compasse nämlich, die schon im 13. Jahrhunderte in Italien
gemacht worden war, die ganze Schifffahrt veränderte, so gestal¬
teten zwei andere Erfindungen im Mittelalter das ganze Lehen der
Völker um; diess waren die Erfindung des S c hi e s s p u 1 v e r s
und die Erfindung der Buchdruckerkunst; und man kann
wohl behaupten, dass keine Erfindung so allgemein tiefeingreisenden
Einfluss gehabt hat, wie gerade diese beiden.
Das Seine ss pul v er kannten nach glaubwürdigen Nachrichten
die Chinesen und Araber schon sehr früh, die ersteren
verwendeten es, so viel man weiss, schon im 3. Jahrhundert
zu Feuerwerken, die letzteren aber sollen es in Spanien bei
Sprengung feindlicher Mauern im ] 3. Jahrhundert gebraucht haben.
In Deutschland wusste man jedoch hiervon nichts und ein deut¬
scher Mönch ist es, der gewöhnlich als der Erfinder desselben
und seiner Anwendung im Kriege genannt wird, und ein fried¬
liches Kloster wäre sohin die Stätte, von dem dieser Zerstö-
rungsstolf ausgegangen ist; doch die Nachrichten darüber fallen
mehr in das Gebiet der S. £e, als der Wahrheit.
Bert hold Schwarz nämlich, Mönch in einem Franziskaner-
Kloster zu Freiburg in Baden, der um das Jahr 1320, also in
jener Zeit lebte, wo sich viele Gelehrte und Ungelehrte den Kopf
mit dem Hirngespinnse zerbrachen, den Stein der Weisen zu fin¬
den, d. h. aus werlhlosen Stoffen des Mineralreiches das so^ hoch
geschätzte Gold zu machen, huldigte auch dieser Richtung seiner
Zeit und stellte allerlei derartige Versuche an. Und wie durch
manches schon, von dem man’s nicht geahnt hätte, etwas Nütz¬
liches erfunden und entdeckt, wie überhaupt durch manchen anschei¬
nend geringfügigen Umstand schon Grosses hervorgegangen ist, so
geschah es auch hier, wenn man überhaupt der Sage vollen
Glauben schenken darf.
Einmal stampfte dieser Alchymist (Alchymie nannte man näm¬
lich jene vermeintliche Kunst, aus der später durch vernünftigere
Leute die nützliche Wissenschaft der Chemie hervorgegangen ist)
Schwefel, Salpeter und Kohlen in einem Mörser und legte einen
Stein darauf, der die Oeffnung des Mörsers nicht ganz verschloss.