Full text: Für die Oberklassen (Theil 2)

330 
C. Für Ciillnrgeschichte. 
tl- Die Erfindung'des Schiesspulvers und der 
Buchdruckerkunst. 
i"050 (244). Die Regsamkeit, welche wir im Mittelalter 
auf kirchlichem und staatlichem Gebiete allenthalben in hohem 
Grade finden, zeigt sich auch auf dem Cullurgehiete; auch hier 
trat ein bedeutender Umschwung ein. — Wie die Erfindung der 
Compasse nämlich, die schon im 13. Jahrhunderte in Italien 
gemacht worden war, die ganze Schifffahrt veränderte, so gestal¬ 
teten zwei andere Erfindungen im Mittelalter das ganze Lehen der 
Völker um; diess waren die Erfindung des S c hi e s s p u 1 v e r s 
und die Erfindung der Buchdruckerkunst; und man kann 
wohl behaupten, dass keine Erfindung so allgemein tiefeingreisenden 
Einfluss gehabt hat, wie gerade diese beiden. 
Das Seine ss pul v er kannten nach glaubwürdigen Nachrichten 
die Chinesen und Araber schon sehr früh, die ersteren 
verwendeten es, so viel man weiss, schon im 3. Jahrhundert 
zu Feuerwerken, die letzteren aber sollen es in Spanien bei 
Sprengung feindlicher Mauern im ] 3. Jahrhundert gebraucht haben. 
In Deutschland wusste man jedoch hiervon nichts und ein deut¬ 
scher Mönch ist es, der gewöhnlich als der Erfinder desselben 
und seiner Anwendung im Kriege genannt wird, und ein fried¬ 
liches Kloster wäre sohin die Stätte, von dem dieser Zerstö- 
rungsstolf ausgegangen ist; doch die Nachrichten darüber fallen 
mehr in das Gebiet der S. £e, als der Wahrheit. 
Bert hold Schwarz nämlich, Mönch in einem Franziskaner- 
Kloster zu Freiburg in Baden, der um das Jahr 1320, also in 
jener Zeit lebte, wo sich viele Gelehrte und Ungelehrte den Kopf 
mit dem Hirngespinnse zerbrachen, den Stein der Weisen zu fin¬ 
den, d. h. aus werlhlosen Stoffen des Mineralreiches das so^ hoch 
geschätzte Gold zu machen, huldigte auch dieser Richtung seiner 
Zeit und stellte allerlei derartige Versuche an. Und wie durch 
manches schon, von dem man’s nicht geahnt hätte, etwas Nütz¬ 
liches erfunden und entdeckt, wie überhaupt durch manchen anschei¬ 
nend geringfügigen Umstand schon Grosses hervorgegangen ist, so 
geschah es auch hier, wenn man überhaupt der Sage vollen 
Glauben schenken darf. 
Einmal stampfte dieser Alchymist (Alchymie nannte man näm¬ 
lich jene vermeintliche Kunst, aus der später durch vernünftigere 
Leute die nützliche Wissenschaft der Chemie hervorgegangen ist) 
Schwefel, Salpeter und Kohlen in einem Mörser und legte einen 
Stein darauf, der die Oeffnung des Mörsers nicht ganz verschloss.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.