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aber — du bist leichtsinnig. — Der Leichtsinn thut
oft mehr Böses, — als der Jähzorn. — Denke an die
ernste Stunde, — die setzt deinem Vater schlägt, — so oft
der Leichtsinn dich anwandelt. —
Marie! — auch von dir kann ich nicht ohne — Er¬
mahnung scheiden!— Du bist weder jähzornig, noch leicht¬
sinnig,— aber unzufrieden mit deinem Schicksale.
— Das macht dich neidisch gegen deine Mitmenschen, —
undankbar gegen Gott — und unglücklich in dir selbst. —
Bedenke doch, Mancher ist arm — bei großem Gute, und
Mancher ist reich — bei seiner Armuth. — Unschuld und
Tugend sind des Menschen kostbarste Gütern diese bewahre.
— Was dir dann begegnet, —^das sieh an als Gottes
Fügung, — als Gottes Zulassung. — Was Gott thut, —
meine Kinder, — das ist wohlgethan! —
Die Kinder weinten laut auf und gelobten dem Vater,
feiner letzten Ermahnungen eingedenk zu sein. Stillschwei¬
gend reichte er noch jedem die Hand: er wollte noch ein¬
mal reden; aber die Zunge versagte ihm den Dienst.
Achte auf das ernste Wort der mahnenden Eltern,
und suche es genau zu befolgen.
108. Werth der R eligion.
Religion, von Gott gegeben, sei ewig meinem Herzen
werth! Wie trostlos würd' ich oft erbeben, wenn mich
des Lebens Last beschwert! Nur du erheiterst meinen Sinn,
And führst mich sanft zum Ziele hin.
Wer zeigt mir eine bess're Lehre, die edler mich und
weiser macht, dem Menschen so viel Trost gewähre, und
ihm so großes Heil gebracht? Wo find' ich außer ihr das
Licht, das durch des Lebens Dunkel bricht!
Sie ist es, die mich Gott erkennen, mich meinen Schöpfer
lieben lehrt. Ich darf getrost ihn Vater nennen, darf
sicher sein, daß er mich hört. Sie ruft mir zu: dein Gott
ist gut; wohl dem, der seinen Willen thut!
Sie treibt mein Herz, sich selbst zu richten: sie schärfet
meines Geistes Blick, belehrt mich über meine Pflichten,
und hält vom Bösen mich zurück; sie stärket des Gewissens
Trieb, und macht mir jede Tugend lieb.
Sie leitet mich auf allen Wegen, sie zeiget mir das
höchste Gut; sie macht mir jedes Glück zum Segen, und