Sündeü und Krankheit, einen verheerten Körper, eine
verödete Seele, die Brust voll Gift und ein Alter voll
Reue. Seine schönen Jugendtage gingen vor seiner Seele
vorüber. Besonders gedachte er in schmerzlicher Erinnerung
jenes Morgens, an dem er das elterliche Hans hoffnungs¬
voll verlassen hatte, um sich für seinen künftigen Beruf
Kenntnisse zu sammeln. An diesem Tage hatte ihn der
Vater vor allem mit seiner Bestimmung und den vielen
Gefahren des Lebens bekannt gemacht, hatte ihm gezeigt
den Weg der Tugend, der unter Mühen und Beschwerden
zum Glücke, ins Land des Friedens und der Engel sührt;
aber auch den Weg des Lasters, der durch trügerische
Lockungen und Reize ins Verderben, in den Abgrund voll
Qual und Elend stürzt. Den verführerischen Weg des Ver¬
derbens war er gewandelt, hatte seine Seele, dies Eben¬
bild seines Gottes entweihet und befleckt durch allerlei schänd-
licheLaster, indem er sich seinen bösenund zügellosen Begierden
überlassen und dadurch immer tiefer in den Abgrund unab¬
sehbaren Unglücks gerathen war. Alle die verübten Greuel
und Ausschweifungen fehrten nun wieder vor seine hoff¬
nungslose Seele; wie zischende Schlangen nagten sie an
seiner Brust, wie Gifttropfen hingen sie an seiner Zunge;
er litt die schmerzlichsten Qualen.
Mit unaussprechlichem Grame rief er zum Himmel hin¬
auf: Gib mir meine Jugend wieder! O Vater! stelle mich
wieder auf den Scheideweg, damit ich anders wähle!
Aber sein Vater und seine Jugend waren längst dahin.
Er sah Irrlichter auf Sümpfen tanzen und auf dem Got¬
tesacker erlöschen, und er sagte: Es sind meine thörichten
Tage. — Er sah einen Stern aus dem Himmel fliehen und
im Falle schimmern und auf der Erde zerrinnen: Das bin
ich, sagte sein blutendes Herz, und die Schlangenzähne der
Reue gruben tiefer ein in seine Wunden.
Tie Einbildungskraft zeigte ihm schleichende Nachtwand¬
ler auf den Dächern, und eine Windmühle hob ihre Arme
drohend zum Zerschlagen auf, und im leeren Todtenhause
nahm eine zurückgebliebene Larve allmählig seine Züge an.
Mitten in seine Angst floß plötzlich die Musik für das
Neujahr vom Thurme hernieder wie ferner Kirchengesang.
Er wurde sanfter bewegt, er schauete nach dem Himmel
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