Full text: Ein Lese- und Lehrbuch für obere Klassen der Volksschulen (Theil 4)

Einwohner der Stadt wurden vertrieben und mußten, m 
hie weite Welt zerstreut, ihre Nahrung suchen. Die Kin¬ 
der der Bauern und gemeinsten Leute, die etwas gelernt 
hatten, wurden in andern Gegenden zu königlichen Räthen 
befördert und über Land und Leute gesetzt; die Kinder 
der Vornehmen und ehemaligen Räthe hingegen, die sich 
bloß auf das Ansehen und das Geld ihrer Vater verlassen 
hatten, mußten in den umherliegenden Dörfern betteln 
gehen. — Willst du das Erbtheil deines Vaters genießen, 
so mußt du dich auch nicht weigern, deines Vaters Weis¬ 
heit und Geschicklichkeit zu erwerben; sonst kannst du dein 
väterliches Erbe wol in einigen Tagen durchbringen " 
Kunst und Geschicklichkeit lassen uns nicht darben. 
98. Die Entdeckung. 
Fritz (zur Thür hereinkommend und auf die Mutter 
mit einer Traube in der Hand zulaufend'). Hier, liebe 
Mutter, hier bringe ich dir etwas Gutes. Ach, versuche 
nur einmal, wie süß, wie süß! 
Mutter (traurig). Danke, danke, lieber Fritz! Behalte 
doch die Traube. Vor allem aber sprich, woher hast du sie? 
Fritz. Von unserm Herrn Pfarrer. Ich habe ihm auf 
einer Leiter die Trauben an seinem Hause abgemacht, und 
da gab er mir diese dafür. O, versuche nur! Ich habe 
auch ein paar Beerchen davon gepflückt. (Er will der 
Mutter ein paar in den Mund stecken). 
Mutter (den Mund abwendend). O, lieber Fritz, mich 
hungert und durstet diesen Abend nicht! 
Fritz. Und warum nicht? Ach, du bist traurig, Mutter. 
Was fehlt dir? O, du hast geweint! Liebe Herzensmutter, 
was hast du? — Mutter. Ach, Kind, einen großen Jam¬ 
mer! Ich habe eine schreckliche Entdeckung gemacht. 
Fritz. Eine schreckliche Entdeckung? O, warum weinest 
du? — Mutter. Sollte ich nicht weinen, wenn meine 
Kinder — mein Liebstes auf Erden — die rch zu allem 
Guten erziehe, die mir der selige Vater noch nn Sterben 
auf die Seele gebunden hat, so schändlich mißrathen? 
Fritz. Gott, wie erschreckst du mich, Mutter! Habe ich 
denn Böses gethan? Ach, Gott, ich weiß es ja nicht! 
Mutter Du nicht, aber dein Bruder Karl. 
Fritz. Ach, der gute Karl! Was hat er denn Böses
	        
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