Full text: Deutscher Schul-, Haus- und Kinderfreund

Seele? Ist hier nicht eine verborgene wunderbare Kraft, die eben so 
unerklärlich ist, als diejenige, welche die Sternenwelten schwebend 
durch luftleere Raume in ewig gleichen Bahnen führt? Ändert 
immerhin die Lage des keimenden Samens, so oft ihr wollet, dass 
die Spitze, welche die Erde sucht, Luft, oder die, welche Luft sucht, 
Erde finde: es wird sich nicht täuschen lassen: es wird nicht müde 
werden, eben so oft seine Keimspitzen zu ändern. (Zschokkc.) 
IST Die Wurzel. 
Die aus dem gröberen Keime entstehenden Wurzeln sind gleich¬ 
sam die Arme der Pflanze, mit welchen sie sich an den Boden an¬ 
klammert, um Nahrung zu suchen. •—- Die Wurzeln sind bei ver¬ 
schiedenen Pflanzen verschieden gebaut. Einige bohren mit festem 
Pfahl in gerader Richtung abwärts, um dem kräftigen hohen und 
astreichen Stamm des Baumes eine sichere Haltung gegen die Ge¬ 
walt der Stürme zu verschaffen. .Andere breiten sich nur in vielen 
Derästungen unter der Oberfläche des Erdbodens aus, so dass sie 
auch auf nicht gar tiefem Grunde stehen können. Einige sind hohl, 
röhrenartig, andere schuppig, haarig; einige sind holzig, andere flei¬ 
schig, um Menschen und Thieren zur Nahrung zu dienen, als Rü¬ 
ben, Zwiebeln, Kartoffeln u. s. w. Wer aber könnte die Mannig¬ 
faltigkeiten alle zählen, die bei den Wurzeln stattfinden. 
So wie jedes Thier, seiner Natur nach, seine besondere Art 
Futter verlangt und aufsucht, so sucht auch jede eigne Pflanzenart 
diejenige Nahrung im Boden auf, welche ihr am angemessensten ist. 
Denn es liegt im Schooß der Erde mancherlei Kraft und Nahrung 
verborgen. Der weiseste Mensch kann sie nicht von einander unter¬ 
scheiden ; aber die blinde Pflanze fühlt und entdekkt sie mit ihren 
saugenden Wurzelspitzen, und verspottet die Einsicht der Sterblichen. 
Daher, verschieden'wie das Erdreich, versammeln sich auf demselben 
die Gewächse. Andere Pflanzen blühen und grünen längs den Ufern 
der Bäche; andere auf den dürren Felsen. Die Brunnenkresse liebt 
das reine kalte Wasser der Quellen; im trüben Sande würde sie 
sterben. Das Steinbrechkraut nimmt mit wenig Erde in-der Felsen¬ 
wand vorlieb. 
Aber die Wurzeln nehmen nicht bloß Nahrung zu sich, sie ge¬ 
ben auch manche Stoffe von sich, die wir eine Art von Unrath zu 
betrachten sind. Manche Pflanzen wollen deshalb auch da nicht 
gut fortkommen, wo gewisse andere Pflanzenarten gewachsen sind, 
weil sie die Stoffe nicht vertragen können, die diese Pflanzen aus 
ihrer Wurzel von sich geben; so z. B. will der Weizen niemals
	        
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