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163. Kirschenlied.
Wie prangt der Kirschbaum hoch und schön,
und neigt die vollen Äste!
Er scheint uns freundlich anzufth'n,
als seine lieben Gaste.
Wie glänzt und schwanket voll und rund
die Kirsch' an allen Zweigen;
als wollte sie zu unserm Mund
von selbst herab sich neigen!
Seht ihre Bäkkchen, roth und schön,
verstekkt im Laube blinken,
und wenn die Sommcrlüftchen weh'n,
vom Baum uns freundlich winken.
Wir aber steh'n umher im Kreis',
mit freudevollen Blikken.
Hernieder schwebt das volle Reis;
wir jauchzen, haschen, pstükken!
Wie lieblich, o wie kühl und frisch
zerschmilzt die Kirsch' im Munde!
Dank dir, Natur! Du dckkst den Tisch
uns stets zu rechter Stunde.
Du giebst so gern, und weißt so schön
zu rechter Zeit zu geben!
Bevor des Herbstes Stürme weh'n,
erfreu'n uns Most und Reben!
(Krum machet.)
c) Ausländische Bäume.
161. Der Kaffeebanm.
Dieser Baum wächs't ursprünglich in Arabien, wo er in vielen
Gegenden eben so häufig angepflanzt ist, als bei uns die Zwetschen-
baume. Und gewiss ist die dortige die edelste und beste Kaffeesorte
in der ganzen Welt. Wenn man aber meint, dass nun auch in je¬
dem Dorfe und in jedem Wirthshause der beste Kaffee getrunken
werde, da irrt man sehr. Gerade dort, wo sie den edelsten Kaffee
haben und in der größten Menge selber anbauen, trinken die meisten
Leute den schlechtesten Kaffee in bet* ganzen Welt. Denn wenn man
auf der Reise nach und in den Kaffeebergen in ein Wirthshaus
kommt und Kaffee verlangt, geben sie Einem ein gar dünnes warmes
Getränk, das nicht von Kaffeebohnen, sondern von den Schaalen
(den Überbleibseln der zusammengedörrren Kirsche, in der die Bohnen
staken) bereitet wird. So genießen Die, welche jene Naturgabe am
leichtesten haben könnten, sie am wenigsten, vielleicht aus ähnlichem
Wan der, Jugendfreund. 13