Full text: Deutscher Schul-, Haus- und Kinderfreund

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Feind seine zwei dafür lassen muss. Und sagte Dorn in solchen 
Fällen zu seinem Widersacher: „Den Schaden, den Du mir thust, 
kannst Du in Ewigkeit nicht verantworten/ so versehte der Schnek 
ganz trokken: „es ist nun einmal so/ und kam in der nächsten 
Stunde mit einem Wagen voll Mist, der noch einmal so schnell 
war, als der erste. 
Wenn dagegen die Zeit zum Heuen kam, ging der Schnek 
mit seiner Sense eher an das Mähen, als sein Nachbar. Denn 
das war ja die beste Gelegenheit, seinem Nachbar das schöne Futter 
in den Grund zu fahren und damit einen neuen Stachel in das 
Herz zu drükken. Und wenn der Dorn in solchen Fallen äußerte: 
„Du ärgerst mich noch zu Tode/ war der Schnek desto vergnügter 
und antwortete in seiner trokkenen Manier: „Es ist nun einmal so." 
Einmal aber wurden der Dorn und seine zwei Söhne von 
ihrem Ärger übermannt, fielen mit Äxten über den Mistwagen ihres 
Nachbars her und zerschlugen ihn. Es blieb keine Felge und keine 
Speiche neben der andern, sondern die Trümmer lagen umher, als 
sollten sie Holz für den Ofen sein. Das war dem Schnek noch 
lieber, als das bloße Murren und Seufzen seines Nachbars. Er 
ging an das Gericht und verklagte ihn, und der Dorn wurde ver- 
urtheilt, die Gerichtskosten zu zahlen und dem Nachbar seinen Scha¬ 
den zu vergüten, dass dieser für den alten Wagen einen neuen an¬ 
schaffen konnte. Als er das Geld auf dem Amte erlegte, sagte ec 
mit einem Seitenblikk auf seinen Gegner: „Das ist Blutgeld." 
Aber sein Nachbar blieb dabei so kalt, wie ein Eiskeller, und ant¬ 
wortete wie gewöhnlich: „Es ist nun einmal so." 
„Jetzt bleib' ich nicht mehr hier, sondern verkaufe Alles, was 
ich habe, und ziehe mit Sakk und Pakk nach Amerika/ sagte der 
Dorn, als er vom Amte nach Haufe gekommen war, zu seinem 
Weibe und seinen Söhnen. Diese aber hatten unterdessen unter 
sich ausgemacht, dem Schnek wegen seines angeblichen Rechts über 
die Wiese zu fahren, einen Prozess an den Hals zu hangen. Statt 
in die neue Welt, ging also der Dorn des andern Tages in die 
Stadt und übergab seinen Handel einem Advokaten daselbst. Der 
Schnek, als er hörte, dass er verklagt wäre, nahm einen andern. 
Es begann ein siebenjähriger Prozess, und obgleich der Dorn mit 
seinen Leuten ganz gewiss wusste, dass er ihn gewinnen würde, so 
verlor er ihn doch in allen drei Instanzen, und musste nicht allein 
den Advokaten bezahlen, der für ihn, sondern auch den andern, der 
wider ihn gewesen war und den Sieg über ihn davon getragen hatte. 
Das ist himmelschreiend/ sagte er, als er das Schmerzensgeld hin¬
	        
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