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die Pferdezuch t bedeutend. Da werden die Pferde beim Ackerbau
gebraucht; gar viele aber sind in den Fabrikbezirken zur Fortschaffung
von Kohlen u. s. w. nöthig. — Im Jahre 1855 zählte man in der
Rheinprovinz beinahe 900,000 Stück Rindvieh (darunter mehr als
500,000 Kühe), 500,000 Schafe, 130,000 Ziegen, 250,000
Schweine, 125,OOO Pferde.
306. Gewerbfleiss und Verkehr.
Bei aller Sorgfalt, die ans die Landwirthschaft verwandt wird,
ist dieselbe doch nicht im Stande, die grosse Zahl von Bewohnern
zu nähren. Sie haben sich noch andere Erwerbszweige suchen
müssen, die sie mit grosser Rührigkeit betreiben. Da werden die
Mineralien, die Gott in den Boden versenkt hat, zu Tage geför¬
dert und, wenn es nöthig ist, zum Gebrauche weiter zugerichtet.
Die Kohlenfeldier an der Ruhr und an der Saar sind so reich,
dass die Ausbeute in den letzten Jahren durchschnittlich 20 Milli¬
onen Tonnen betrug, die einen Werth von 12 Millionen Thalern
hatten. Eine Tonne aber ist ein Mass von 7| Kubikfuss, und eiüe
Tonne Steinkohlen wiegt vier Centner. Auf etwa 150 Zechen oder
Kohlengruben sindTausende vonBergleuten beschäftigt, das nützliche
Mineral aus dem dunklen Schoosse der Erde ans Licht zu bringen.
Wäre die ganze Provinz mit schönem Hochwalde bedeckt, so würde
doch das daraus gewonnene Holz nicht die Hitze entwickeln, welche
die ungeheure Menge der Kohlen liefert. Die Höhen des Wester¬
waldes und anderer Gebirge entbehren des Reichthums an Stein¬
kohlen ; doch wird den armen Bewohnern dieser Mangel durch die
Braunkohlen ersetzt, von denen jährlich auch an 2 Millionen Ton¬
nen gewonnen werden. Wie die Steinkohlen nicht bloss zum
Heizen der Zimmer und zum Kochen der Speisen, sondern auch
zur Gasbereitung dienen, so haben die erfinderischen Menschen
gelernt, aus den Braunkohlen ein Oel zu bereiten, das zur
Erleuchtung benutzt werden kann.
Neben den Steinkohlenflötzen durchziehen mächtige Gänge
von Eisenerzen den Boden, Nahe an 800 Eisenwerke sind auf
die Gebirgslandschaften der Provinz vertheilt, und sicherlich wird
jetzt alljährlich eine Million Tonnen Eisensteine gewonnen.
Da sind Hochöfen angelegt, in denen durch die Gewalt des Feuers
aus dem Erze das reine Metall gewonnen wird; da sind Puddlings-
und Hammerwerke, in denen das spröde Gusseisen in geschmei¬
diges Stabeisen umgewandelt wird, das geschmiedet werden kann;
auch Blech-Walzwerke und Drahtziehereien sind hier und
da angelegt, meistens an Berggewässern mit starkem Gefälle. In