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309. Einiges aus der Geschichte der Heimath.
1.
Wie aber sind alle diese zahlreichen Gebiete allmälig zusammengekom¬
men und zu der jetzigen Rheinprovinz zusammengefaßt worden? Das ist
eine gar weitläufige und verwickelte Geschichte, über welche von gelehrten
Männern schon ganze Bücher geschrieben worden sind. Hier kann icb euch
nur Einiges daraus erzählen.
Daß schon vor der Geburt unsers Heilandes Jesu Christi die mäch¬
tigen Römer an den Rhein gekommen sind, um unsere Vorfahren, die
alten Deutschen oder Germanen, unter ihre Botmäßigkeit zu bringen, haben
wir bereits gehört.*) Es gelang ihnen, sich mehrere Stämme des deut-
schen Volkes zu unterwerfen; aber als sie zur Zeit des Kaisers Augnstu s
weit in das Innere des Landes bis in die Gegenden an der Weser und
Elbe eindrangen, wurden sie in der furchtbaren Schlacht im Teu¬
toburger Walde (9 n. Ch. G.) unter ihrem Feldherrn Varus von
dem Cheruskerfürsten Hermann oder A rm in ius geschlagen und völlig
aufgerieven. Nur am linken Ufer des Rheines konnten sie pch behaupten.
Da hatten sie ihre festen Burgen oder Castelle erbaut, in welchem, die
Deutschen ihnen nichts anhaben konnten. Auch hatten diese keine Lust, auf
Eroberungen auszugehen. Die uralte Stadt Trier an der Mosel, Mainz,
Koblenz, Andernach, Borin, Köln, N 'euß, Tanten, Aachen
und noch viele andere wichtige.Städte, — sie alle sind aus römischen Castel¬
len und Ansiedelungen entstanden. Doch haben die Römer ihre Herrschaft
nur bis zur Zeit der Völkerwanderung behaupten können. Damals hat-
len sieb die zu beiden Seiten des Rheines wohnenden Volksstämme deut¬
scher Abkunft zu einem großen Bündnisse vereinigt. Freie Männer wollten
sie sein. keinem fremden Herrscher Unterthan; darum nannten sie sich Fran¬
ken. Mit gewaltiger Macht stürmten sie gegen die Römerherrschast an.
die denn endlich völlig zusammenbrach. Schon vor dem Untergänge des
weströmischen Reiches (476) waren die Römer aus den rheinilchen Lan¬
den vertrieben. *
Durch das ganze jetzige Belgien breiteten sich die Franken bis wert
nach Gallien hin aus. Sie theilten sich in die an der Maas und 7)ffel
wohnenden sa lischen und die Rheinfranken, deren HauplstadtKöln war.
Unter den salischen Franken trat ein tapferer, eroberungssüchnger Knegs-
sürst auf, der alle Franken unter seiner Herrschaft vereinigte und ein großes
Reich zusammenbrachte. Es war Chlodwig, aus dem Geschlechte der Me¬
rowinger. Er vernichtete nicht bloß die letzten Ueberreste der römischen
Herrschaft, sondern besiegte auch in der Schlacht bei Zülpich (496) die
Alemannen, einen andern demschen Volksstamm, der im südwestlichen
Deutschland an den Ufern des Main und Neckar wohnte. Schon scknen es,
als wenn die Schlacht für die Franken verloren sei; da erhob sich Chlodwig
auf seinem Streitrosse und gelobte feierlich, ein Christ zu werben, wenn
der Gott der Christen ihm den Sieg verleihen werde. Und der Sieg fiel
in seine Hand. Mit 3000 Edlen seines Volkes zog Chlodwig nach Rheim s**)
und ließ sich taufen. So hatte das Christenthum unter den Franket«
feste Wurzel geschlagen.
Aber Chlodwig selbst hat von der Kraft des Evangeliums in seinem
*) S. S. 249. **) Sprich: Riingß.
Rh. A.
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