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undankbare Kinder haben werde, und hat es in seinem Worte
längst vorhergesagt, daß solche Spötter kommen werden
(2 Petri 3, 3. Apg. 20, 29.), hat aber auch eben so ernst¬
lich vor ihnen gewarnt. (Matth. 7, 15.) Ihr sollt euch da¬
her durch sie nicht irre machen lassen, sondern fest dabei blei¬
ben, daß die Bibel Gottes wahrhaftiges Wort und Testa¬
ment ist; ihr sollt bedenken, daß die menschliche Weisheit seit
Anfang der Welt wohl vielerlei Lehren über göttliche Dinge
aufgebracht hat, aber sie sind alle vergangen, wie sie gekom¬
men sind, nur Gottes Wort ist geblieben und hat sich bis
auf den heutigen Tag als die einzige Quelle der Wahrheit
und des Trostes, als den einzigen Weg zum Leben und zur
Seligkeit bewährt, und wird eS thun, so lange die Welt
steht, ja noch länger, denn der Herr selbst spricht: «Him¬
mel und Erde werden vergehen, aber meine Worte vergehen
nicht.» Wollt ihr selbst aber eine gewisse und lebendige
Ueberzeugung von der Wahrheit der heiligen Schrift erlan¬
gen, so müsset ihr folgende wohlerprobte Rathschläge recht
sorgfältig beherzigen und euch danach halten.
Vor Allem müsset ihr eure Bibel nicht im Schrank oder
in der Ecke liegen lassen, wie heut zu Tage Unzählige thun,
sondern sie, als eures lieben himmlischen VaterS Wort an
euch, damit ehren, daß ihr fleißig in derselben leset und täg¬
lich darin forschet, wie die zu Beroö thaten. (Apg. 17, 11.)
Ihr müßt weiter darin nicht lesen, um eure Neugierde zu
stillen, eine kurzweilige Unterhaltung zu suchen, oder wohl
gar Widersprüche darin zu entdecken, und ihre Worte zu
meistern und zu beklügeln, sondern vielmehr mit dem auf¬
richtigen Verlangen, aus ihr zu erfahren, wie ihr heilig
leben und selig sterben könnet, und eS muß euch dabei zu
Muthe sein, als stände der heilige wahrhaftige Gott selbst
vor euch und redete mit euch, wie er es denn auch wirklich
thut. Ihr müsset daher auch euer Gemüth zur Andacht sam¬
meln, aller zerstreuenden Gedanken euch entschlagen, damit
ihr Den, der mit euch redet, auch recht verstehen, und eS
wohl fassen möget, waS eures himmlischen VaterS Wille sei.
Denn gleichwie die Sonne sich in einem stillen Wasser viel
heller und herrlicher spiegelt, als in dem unruhigen schäu¬
menden Strome, also kann der schöne Glanz des göttlichen
Wortes nur in einer stillen und andächtigen Seele recht wie¬
derleuchten, also daß sie in ungetrübtem Lichte ihres Gottes
reines und heiliges Bild erkennt. Und gleichwie man in der
Finsterniß auch Nichts erkennet, im Lichte uns aber erst alle