Full text: Der Jugendfreund für Schule und Haus

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Höret mein Wort und folget eurem Vater und sehet euch 
*vvhl vor; jkleine Böglein haben auch große Gefährlichkeit 
auszustehn!" Darauf fragte er den Ältern, wo er sich den 
Sommer über aufgehalten, und wie er sich ernährt hätte? 
"Ich habe mich in den Gärten gehalten, Räuplein und 
Würmlein gesucht, bis die Kirschen reif wurden." Ach, mein 
Sohn, sagte der Vater, die Schnabelweide ist nicht bös', aber 
ist große Gefahr dabei; darum hab' forthin deiner wohl 
Ächt, und sonderlich, wenn Leute in Gärten umhergehen, 
die lange grüne Stangen tragen, so inwendig hohl sind und 
oben ein Löchlein haben! — Ja, mein Vater, wenn denn ein 
grün Blättlein auf's Löchlcin mit Wachs gekleidet wäre? 
spricht der Sohn. — „Wo hast du das gesehn?".—In eines 
Kaufmanns Garten, sagt der Junge. — O, mein Sohn, 
spricht der Vater, Kaufleut', geschwinde Leut'! Bist du um 
diese Weltkinder gewesen, so hast du Weltge.scheidigkeit ge¬ 
nug gelernt; siehe zu und brauch's nur recht wohl, und 
trau' dir nicht zu viel! 
Darauf fragt er den Andern: Wo hast du dein Wesen 
gehabt? — Zu Hofe, spricht der Sohn. — „Sperlinge 
und alberne Vöglein dienen nicht an diesem Orte, da viel 
Gold, Sammet, Seiden, Wehr, Harnisch, Sperber, Käuze 
und Blaufüße sind; halt' du dich zum Roßstall, da man den 
Hafer schwingt, oder da man drischet, da kann dir's Glück 
mit gutem Fried' auch dein täglich Körnlein bescheren." — 
Ja, Vater, sagt der Sohn, wenn aber die Stalljungen 
Hebritzen machen und ihre Maschen und Schlingen in's Stroh 
binden, da bleibt auch Mancher hängen." — Wo hast du 
das gesehen? fragt der Alte. — „Zu Hofe, bei'n Roßbuben." 
— O, mein Sohn, Hofbuben, böse Buben! Bist du zu Host 
und um die Herren gewesen, und hast keine Federn da ge¬ 
lassen, so hast du ziemlich gelcrnet; du wirst dich in der 
Welt wohl wissen auszueisen. Doch siehe dich um und auf, 
die Wölfe fressen auch oftmals die gescheidten Hündlein! 
Der Vater nimmt den dritten auch vor sich: Wo hast du 
dein Heil versucht? — „Auf den Fahrwegen und Landstra¬ 
ßen habe ich Kübel und Seil eingeworfen, und da biswei¬ 
len ein Körnlein oder Gräuplein angetroffen." — Dies ist 
Ist, sagte der Vater, eine feine Nahrung; aber merk' gleich¬ 
wohl auf deine Schanz, und siehe fleißig auf, sonderlich 
wenn sich Einer bücket und einen Stein aufheben will, da 
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