Full text: Zweites Lesebuch für die Mittelstufe (Teil 4, [Schülerband])

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A. Haus und Familie. 
uhren. Auf den Stauden wachsen Stiefel und Schuhe, auch Herren- 
und Damenhüte und allerlei Kopfputz, mit Paradiesvögeln, Kolibris, 
Perlen, Schmelz und Goldborten verziert. 
Wer gern arbeitet, Gutes tut und Böses läbt, der wird Schlaraffen- 
landes verwiesen. Aber wer tölpisch ist, gar niehts kann und doch 
voll dummen Dünkels, der ist im Schlaraffenlande als ein Edelmann 
angesehen. Wer niehts kann als schlafen, essen, trinken, tanzen und 
spielen, der wird zum Grafen ernannt. Wer aber am faulsten und zu 
allem Guten untauglich ist, der wird König über das ganze Land. 
Nun wibt ihr des Schlaraffenlandes Art und Pigenschaft. Wer 
also dorthin eine Reise machen will, aber den Wesg nieht weib, der 
frage einen Blinden; aber auch ein Stummer ist gut dazu, denn er 
sagt ihm gewib keinen salschen Wer 
Um das ganze Land herum ist aber eine berghohe Mauer von 
Reisbrei, wer hinein will oder heraus, muß sieh da erst durcehessen. 
Ludw. Bechstein. 
41. Wie die Schildbürger Lächt ins Rathaus bringen.“ 
Die Schildbürger hatten ein Rathaus gebaut, aber dabei die 
Fenster vergessen. Als sie es nun einweihen wollten, siehe, da 
war es ganz finster, so daß einer den andern nicht sehen konnte. 
Die Ursache blieb ihnen aber unbekannt, so sehr sie auch ihre 
Kõpse darũber zerbrachen; endlich beschlossen sie, zur Ergründung 
der Sache einen großen Ratstag zu halten. 
Als der festgesetzte Ratstag gekommen war, stellten sich die 
Schildbürger allesamt ein, zündeten ein jeder einen Lichtspan an, 
damit sie in dem finstern Rathause einander sehen könnten, und lieben 
dann ihre Meinungen vernehmen. Die Mehrheit schien sich dahin 
zu neigen, daß man den ganzen Bau wieder bis auf den Boden 
abbrechen und aufs neue aufführen sollte. Da trat einer hervor, 
der stets unter ihnen der allerweiseste gewesen war, und sprach: 
„Wer weiß, ob das Licht oder der Tag sich nicht in einem 
Sacke tragen lãßt, gleichwie das Wasser in einem Eimer getragen 
wird! Keiner von uns hat es jemals versucht. Darum, wenn es 
euch gefãllt, so wollen wir daran gehen. Gerãt's, so haben wir es 
um so besser und werden großes Lob erjagen; geht es aber nicht, 
so soll uns doch der Versuch nicht gereuen.“ Dieser Rat gefiel 
allen Schildbürgern dermaßen wohl, daß sie beschlossen, denselben 
in aller Eile auszuführen. 
Sie kamen am Mittage, wo die Sonne am hellsten scheint, vor 
das neue Rathaus, ein jeder mit einem Geschirr, in das er den
	        
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