Full text: Natur-, Erd-, Menschen- und Völkerkunde, und deren Geschichte

Geschichtliches von merkwürdigen Orten des Großhcrzogthums. 199 
land das Christenthum. Er wirkte zuerst in Frankreich, ward 
vom Fraukenkönig Klodwig I, welcher Frankreich erobert und 
die Allemannen besiegt hatte, mit ausgedehnter Vollmacht versehen, 
auf einer Rheininsel ein Kloster für die Bildung der Allemannen 
zum Christenthum anzulegen. Nach manigfachen Wanderungen, 
auf denen er zu Straßburg ein Kloster und zu Constan; das so¬ 
genannte Schottenkloster errichtete, fand er zuletzt die Insel Säck- 
ingen, die damahls noch auf der rechten Seite vom Rhein um- 
siossen war. Er fand aber unter den heidnischen Allemannen keine 
freundliche Aufnahme, als er von der waldigen, unbewohnten 
Insel Besitz zu nehmen anfing und hier ein Bethaus errichten 
wollte. Sie betrachteten ihn und seine Jünger mit Mistraucn, 
als wollten dieselben ihre Ziegenherden entführen, fielen mit mörde¬ 
rischen Schlägen über ihn her, so daß er mit den Seinigen die Flucht 
ergreifen mußte. König Klodwig schenkte ihm aber die Insel als 
Eigenthum, und er kehrte mit einem besiegelten Pergamentbriese 
wieder auf sie zurück. Er würde auch jetzt wiederum haben weichen 
müssen, wenn die Verkündigung des göttlichen Wortes nicht bei 
einem Edeln der Allemannen, namens Walther, Eingang ge¬ 
funden hatte, dessen Frau die Fremdlinge schon von der Thüre ge¬ 
wiesen hatte. Dieser ließ seine neugeborne Tochter Gela von 
ihm taufen und sicherte ihm Schutz. Zugleich übergab ihm Walther 
seine Tochter zur christlichen Bildung. Friedolin lichtete die Insel, 
baute eine Kirche zu Ehren des heil. Hilarius, errichtete hölzerne 
Zellen und leitete den Rhein auf die linke Seite der Insel, um 
von den feindseligen Bewohnern jenseits getrennt zu sein. Aus 
den Mannszellen ging ein Stift von Chorherrn, das sogenannte 
Collegiatstift hervor, und aus den Frauenzellen, deren erste 
Vorsteherin Gela, die Tochter Walthers war, ging das Damen- 
stift hervor, welches später zu fürstlichem Rang gelangte und 
kaiserliche Personen als Chorfrauen enthielt. Um die Kirche und 
das Kloster entstand das Dorf und später die Stadt Säckingen. 
Sie gehörte zu den 4 Waldstädten. Die Brüder Ursus und Lan¬ 
dold, Herren und Besitzer des Landes Glarus, schenkten Friedolin 
ganz Glarus mit Land und Leuten, Einkünften und Rechten; 
denn auch in Glarus hatte Friedolin das Evangelium verkündigt. 
Friedolin starb in Säckingen sehr alt in Ruhe. Auch die Insel
	        
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