Full text: Natur-, Erd-, Menschen- und Völkerkunde, und deren Geschichte

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Asien. 
Kinder werden gekauft und zu Schlachtopfern bis zu einem gewissen Alter 
aufgezogen. Mütter tragen ihre Kinder, namentlich Mädchen, in den Gang¬ 
es ; Familien werfen ihre greifen Eltern in denselben, und lassen dieselben 
in seinen Fluten umkommen, oder von Krokodillen aufgezehrt werden. Sie 
glauben die Seelenwanderung, daß nämlich die Seele des Gestorbenen zur 
Reinigung oder Büßung durch Thierleiber wandeln müsse. Darum schlachten 
sie keine Thiere, sondern nähren sich von Pflanzenkost und Milch und Butter. 
Stirbt ein Mann, so ist der Wittwe oder seinen Wittwen, wenn er nämlich 
mehrere Weiber hatte, auferlegt, sich mit dem Leichnam verbrennen zu 
lassen. (Wohin jedoch die englische Herrschaft sich erstreckt, wird dieser Grau¬ 
samkeit gesteuert). — Eine Secte des Bramadienftes ist der Buddhadienst, 
der in Hinterindien, Tibet, Chiira und Japan besteht. Buddha ist der Stif¬ 
ter dieser Secte, 600 Jahre vor Christus; Buddha führt als Gott auf Ceylon 
den Namen Gaudma und in China Fo. 
Die Hindus sind durch Wollust, Lüge und Grausamkeit verdorben, sonst 
friedlich, zum Nachdenken geneigt, von Körper zart, geschmeidig und 
gewandt, gelbbraun mit kleinen'Händen; kunstreich im Weben baumwollener 
und seidener Stoffe; Nesseltuch. Viele kleine Staaten unter eigenen Fürsten 
oder Raiahs. Die englische Compagnie besitzt unter dem Schutze ihres Kö¬ 
nigs den schönsten und fruchtbarsten Theil Indiens mit 80 Millionen Unter¬ 
thanen; gegen 30 Millionen stehen in mittelbarer Abhängigkeit von dersel¬ 
ben. 1519 eroberte ein Nachkomme Timurs Hindostan und beherrschte es 
unter dem Titel eines Großmoguls; sein Hof war zu Delhi. Seine Nach¬ 
kommen dehnten die Eroberungen aus. Unter ihnen erhob sich der kriegerische 
Stammder Mahratten. Durch Vasko de Gama wurden 1498t>tc Portir- 
giesen mit Vorderindien bekannt und besetzten die östlicheu und westlichen 
Küsteü. Von 1697 — 1740 nahmen ihnen die Holländer dieselben bis auf 
Goa ab. Von 1639 — 1696 besetzten die Britten Madras, Bombay und 
Kalcutta, stritten sich dann mit den Franzosen um den Vorrang. 1783 setzten 
die Britten den Großmogul in Ruhe. 1824 eroberten sie das untere Ge¬ 
biet des birmanischen Reichs. 
Die herrschenden Winde in Indien sind die Moussous. Im Sommer 
Nord-, im Winter Südwinde. Nur 2 Jahrszeiten: die Regenzeit und 
die trockene Jahrszeit. Die Cholera ist hier einheimisch. Die kostbarsten 
Edelsteine, wie Diamanten, Rubinen, großer Pflanzenreichthum; Fei¬ 
genbäume, Palmen, Mangostanbänme (große Bäume mit köstlichen, gesunden 
Früchten), Ebenholzbäume; Sago, Zimmt, Pfeffer, Zuckerrohr, In¬ 
digo, Baumwolle, Kampfer. Elephanten, Nashörner, Tiger,'Löwen, 
Niesen-, Brillenschlangen, Krokodille, Affen, Moschusthiere, Antilopen; 
Papageien, Kolibri. Die Vornehmen lassen sich in Palankins (Trag¬ 
sesseln) tragen: man schläft auf dem Lande wegen des Ungeziefers in Häng¬ 
ematten; ans Reisen hängt man dieselben an Bäumen auf. In allen 
Gesellschaften kaut man Betel (Blätter einer Pfefferpflanze), wodurch der 
Speichel und die Lippen rothgefärbt werden. Dies gehört zum Anstand.
	        
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