Full text: Natur-, Erd-, Menschen- und Völkerkunde, und deren Geschichte

Was das Leben u. die Wohlfahrt des Leibes erhält, was dieselbezerstört, rc. 617 
lauwarmes Wasser, Milch, schleimige Flüssigkeiten trinken. -- Brand be¬ 
schädigten schneidet man die Brandblasen vorsichtig ans, um dieselben zu 
entleeren, bestreicht die Haut mit fetten Stoffen (Baumöl, Butter, Schmalz), 
legt darüber in kaltes Wasser getauchte Leinwand und wechselt damit ab. 
Bei tiefgehenden Brandbeschädigungen werden bloß fette Mittel angewandt, 
z. B. Butter, Schmal?- Umwickelungen mit Baumwollenwatt thun gute 
Dienste. 
14. Gewöhnliche Krankheiten, durch welche viele Kinder das Leben ver¬ 
lieren, sind: die Nötheln, die Masern, das Scharlach, die Pocken, die 
Bräune; Krankheiten, welche vielen Erwachsenen tödtlich werden, sind: die 
Lungenschwindsucht, Hirn-, Brust-, Halsentzündung, die Grippe (Influ¬ 
enza), das Schleimfieber, das Nervenficbcr; das Gallcnfieber, die Ruhr, 
die Brechruhr (Cholera Morbus), im Auslande die Pest, das gelbe 
Fieber. Die asiatische Brcchruhr stammt aus ixm Gangeödelta; das 
gelbe Fieber herrscht an dem mexikanischen Meerbusen, ist aber auch 
nach Europa eingewandert; die Pest herrscht im Morgenlande; diese Krank¬ 
heiten befallen Einzelne (und sind dann sporadisch, wie die Lungen¬ 
schwindsucht), oder Biele zu gleicher Zeit (und sind dann epidemisch, wie 
die Grippe, Schnupfen), oder gehören gewissen Gegenden an (wie das 
Wechselfieber Sumpfgegenden, der Westküste Afrika's, und sind dann 
endemisch); diese Krankheiten können ansteckend seyn (contagios), wie 
das Nervenfieber, erblich, wie die Lungenschwindsucht. Die verschiedensten 
Krankheiten können zu verschiedenen Zeiten verschiedene Beschaffenheiten 
(Charaktere) annehmen, daß sie z. B. zu einer Zeit die Neigung haben, 
die Nerven zu ergreifen, (nervös zu werden), zu einer andern Zeit, ent¬ 
zündlich zu werden, wieder zu einer andern Zeit Untcrleibsleiden und Un¬ 
reinigkeiten herbeizuführen (gastrisch zu werden). Im Winter herrschen 
Entzündungen der Athmungswerkzeuge vor, im Sommer gallichte Krank¬ 
heiten; Husten, Heiserkeit, Katarrhe, Flüsse (Rheumatismen), Ruhr, 
Wechselficber, Ncrvenfieber, bei raschwcchselnder Witterung im Früh¬ 
jahr und Spätjahr. Große Menschenmassen, aus fremdartigen Bestand- 
theilen zusammengesetzt, durch große Noth, großes Elend, üble Witterung 
heimgesucht, können völlig neue Krankheiten erzeugen, und können vorhan¬ 
dene Krankheiten, die sonst nnr Einzelne befielen, verheerend und ansteck¬ 
end machen, so daß diese selbstständig auftreten.' Die Luftverderbnis ist 
für Ausländer auf der Westküste Afrikas viel verderblicher, als für Farbige, 
und verkürzt ihre Lebensdauer. Die Eltern weißer, in Ostindien und in 
Westafrika geborner Kinder müssen diese nach Europa schicken, wenn sie 
die gehörige Reife und Stärke erhalten sollen.— Große verheerende und an¬ 
steckende Krankheiten verweilen gewöhnlich '/- Zahr oder 1 ganzes Jahr an 
einem Orte; mit einzelnen Fällen fangen sie an, mit einzelnen hören sie 
auf. Mit der Verpflanzung nach Norden und in neue Länder nehmen sie an 
Heftigkeit und Tödtlichkeit zul Es kann eine Krankheit eine andre zer¬ 
stören oder doch beschränken.
	        
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