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Dritte Stufe des Unterrichts.
Die Pest weicht demselben Fieber; mit dem Verschwinden der Pocken
wird das Scharlach verbreiteter.
15. Wer im Stande ist, Thiere zu martern, Wild zu Tod Hetzen zu lassen,
Hunde, Katzen, Pferde «deren Schwänze) zu verstümmeln oder verstümmeln
zulassen, kann auch gegen Menschen ein unbarmherziges Herz zeigen. Daß
die Metzger ihre Schlachtthiere durch Hunde hetzen kasscn, sollte nicht mehr
gefunden und nirgends gestattet werden. Das Stopfen der Gänse geschieht
auch oft mit großer Quälerei dieser Thiere; manche bleiben unterden Händen.
Die Füße eines Marders auf ein Drei zu nageln, ist eine entsetzliche Grau¬
samkeit. Daß man Fröschen die Schenkel ausreißt, um dieselben als Speise
zuzubereiten, und daß man die übrigen Theile wegwirft, ist eine große Grau¬
samkeit. Daß Knaben Vogelnester ausheben und die Zungen der mütterlichen
Pflege entziehen, so daß die dieselben meist elend hinstcrlen, ist eine em¬
pörende Hartherzigkeit, die eine große Abstumpfung edler Gefühle verräth.
Daß Kutscher und Fuhrleute ihre angespannten erhitzten Zugthiere oft lange
in der Kälte auf der Straße stehen lassen, oder sie in der Hitze und im bren¬
nenden Sonnenschein von Stechfliegen und Bremsen, angespannt oder ange¬
jocht, quälen lassen, ist eine harte und strafwürdige Grausamkeit. Ebenso
zeigt es einen harten, unbarmherzigen Sinn, wenn man Zugthicrc, (z. B.
Esel, Saumrosse) oder die Fahrzeuge, die von denselben gezogen werden sollen,
über die Kräftedicser Thiere belastet, und sicdabei mit Strengczum Tragen und
Ziehen antreibt; oder wenn man sie auf unebenem Wege oder eine Anhöhe
hinan schonungslos zum Schnellauf durch unaufhörliche Schläge und Peit¬
schenhiebe nöthigt, oder wenn man sie bei Ermüdung noch weiter anstrengt,
als sic gehen oder laufen können, oder wenn man die schwerangcftrengtcn
nicht in reichlichem und gutnährendem Futter hält. Es zeigt keinen dankbaren
Sinn an, daß man Pserde, die so viele nützlichen Dienste leisten und ge¬
leistet haben, itn Alter bei armen Kärchern in kümmerliches Futter und in
harte Arbeit gerathen läßt und sie zuletzt den Abdeckern preisgibt, statt daß
sie in reichlichem Futter bis zum Alter gehalten, gemästet und als gutes,
nutzbares Schlachtvieh geschlachtet werden könnten, wobei die Besitzer dieser
Thiere einen viel größer» Nutzen von denselben haben könnten. Es zeugt
von einer großen Gefühllosigkeit, wenn man Hunde durch Abprügeln und
Hungcrlciden dahin bringt, daß sie unnütze, denselben unnatürliche Künste
lernen.
16. Es bedarf einer gar langen Zeit, bis ein Baum heranwächst, bis sein
Stamm rrkräftlgt ist und zu Hol; dienen kann, bis sein Obdach Schatten
gibt, bis er als Obstbaum Früchte trägt; darum ist es ein gar strafwürdiger
Muthwille, wenn Knaben und Jünglinge mit ihren Messern die Rinde der
Bäume schälen, darum weil cs in dieselbe leicht zu schneiden ist, oder wenn
sie die jungen Stämme zu Stöcken abschneiden, wenn sie jungen Bäumchen
die Aeste abreißen, wenn sie durch Hcruntcrwcrfcn der Nüsse und übrigen
Baumfrüchte die Krone der Bäume verderben und die jungen Seitcnsprosse
verletzen, die im künftigen Zahr wieder tragen sollen. Es ist ein höchst