Full text: Natur-, Erd-, Menschen- und Völkerkunde, und deren Geschichte

613 
Dritte Stufe des Unterrichts. 
Die Pest weicht demselben Fieber; mit dem Verschwinden der Pocken 
wird das Scharlach verbreiteter. 
15. Wer im Stande ist, Thiere zu martern, Wild zu Tod Hetzen zu lassen, 
Hunde, Katzen, Pferde «deren Schwänze) zu verstümmeln oder verstümmeln 
zulassen, kann auch gegen Menschen ein unbarmherziges Herz zeigen. Daß 
die Metzger ihre Schlachtthiere durch Hunde hetzen kasscn, sollte nicht mehr 
gefunden und nirgends gestattet werden. Das Stopfen der Gänse geschieht 
auch oft mit großer Quälerei dieser Thiere; manche bleiben unterden Händen. 
Die Füße eines Marders auf ein Drei zu nageln, ist eine entsetzliche Grau¬ 
samkeit. Daß man Fröschen die Schenkel ausreißt, um dieselben als Speise 
zuzubereiten, und daß man die übrigen Theile wegwirft, ist eine große Grau¬ 
samkeit. Daß Knaben Vogelnester ausheben und die Zungen der mütterlichen 
Pflege entziehen, so daß die dieselben meist elend hinstcrlen, ist eine em¬ 
pörende Hartherzigkeit, die eine große Abstumpfung edler Gefühle verräth. 
Daß Kutscher und Fuhrleute ihre angespannten erhitzten Zugthiere oft lange 
in der Kälte auf der Straße stehen lassen, oder sie in der Hitze und im bren¬ 
nenden Sonnenschein von Stechfliegen und Bremsen, angespannt oder ange¬ 
jocht, quälen lassen, ist eine harte und strafwürdige Grausamkeit. Ebenso 
zeigt es einen harten, unbarmherzigen Sinn, wenn man Zugthicrc, (z. B. 
Esel, Saumrosse) oder die Fahrzeuge, die von denselben gezogen werden sollen, 
über die Kräftedicser Thiere belastet, und sicdabei mit Strengczum Tragen und 
Ziehen antreibt; oder wenn man sie auf unebenem Wege oder eine Anhöhe 
hinan schonungslos zum Schnellauf durch unaufhörliche Schläge und Peit¬ 
schenhiebe nöthigt, oder wenn man sie bei Ermüdung noch weiter anstrengt, 
als sic gehen oder laufen können, oder wenn man die schwerangcftrengtcn 
nicht in reichlichem und gutnährendem Futter hält. Es zeigt keinen dankbaren 
Sinn an, daß man Pserde, die so viele nützlichen Dienste leisten und ge¬ 
leistet haben, itn Alter bei armen Kärchern in kümmerliches Futter und in 
harte Arbeit gerathen läßt und sie zuletzt den Abdeckern preisgibt, statt daß 
sie in reichlichem Futter bis zum Alter gehalten, gemästet und als gutes, 
nutzbares Schlachtvieh geschlachtet werden könnten, wobei die Besitzer dieser 
Thiere einen viel größer» Nutzen von denselben haben könnten. Es zeugt 
von einer großen Gefühllosigkeit, wenn man Hunde durch Abprügeln und 
Hungcrlciden dahin bringt, daß sie unnütze, denselben unnatürliche Künste 
lernen. 
16. Es bedarf einer gar langen Zeit, bis ein Baum heranwächst, bis sein 
Stamm rrkräftlgt ist und zu Hol; dienen kann, bis sein Obdach Schatten 
gibt, bis er als Obstbaum Früchte trägt; darum ist es ein gar strafwürdiger 
Muthwille, wenn Knaben und Jünglinge mit ihren Messern die Rinde der 
Bäume schälen, darum weil cs in dieselbe leicht zu schneiden ist, oder wenn 
sie die jungen Stämme zu Stöcken abschneiden, wenn sie jungen Bäumchen 
die Aeste abreißen, wenn sie durch Hcruntcrwcrfcn der Nüsse und übrigen 
Baumfrüchte die Krone der Bäume verderben und die jungen Seitcnsprosse 
verletzen, die im künftigen Zahr wieder tragen sollen. Es ist ein höchst
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.