fullscreen: Lehr- und Lesebuch der Geschichte von der Gegenwart bis auf Kaiser Karl den Großen

40 III. Preußen zu einer europäischen Großmacht erhoben. 
ein Lehrer französischer Herkunft, Duhan, ihn unterrichtet, und an den 
Werken französischer Dichter und Denker hatte er seinen Geist gebildet. 
Was hatte denn in seiner Jugendzeit die deutsche Litteratur an bedeutenden 
Erscheinungen aufzuweisen? Die Meisterwerke unserer großen Dichter 
entstanden erst, als er schon ein vielbeschäftigter Regent war. In seinen 
Schriften hat Friedrich seinen Nachfolgern auf Preußens Throne auch 
viele weise, beherzigenswerte Ratschläge hinterlassen. 
Friedrich der Große erweiterte sein Staatsgebiet auf 3350 Geviert¬ 
meilen mit öVa Millionen Einwohner; die jährlichen Einnahmen be- 
liefen sich auf 20 Millionen Thaler. 70 Millionen Thaler erübrigte 
er für seinen Staatsschatz. Sein Heer von 200000 Mann erfreute sich 
des Vorranges vor allen übrigen Truppen Europas. Er, der vor- 
urteilssreie Weise, war der größte Staatsmann, Regent und Feldherr 
seiner Zeit, welche man daher nach ihm das Zeitalter Friedrichs 
des Großen nennt. 
Am 17. August 1786 starb unser großer König in Schloß Sans- 
souci, 74 Jahre alt, im 47. Jahre seiner Regierung. 
Er war geboren am 24. Januar 1712 zu Berlin, als Sohn 
des damaligen Kronprinzen Friedrich Wilhelm und dessen Gemahlin, 
der hannoverschen Prinzessin Sophie Dorothea. Sein strenger Vater 
wollte einen guten Christen, Soldaten und Wirt ans ihm machen. 
Friedrichs militärische Erziehung begann mit dem siebenten Lebens- 
jähre; sein Spielzimmer wurde in ein Zeughaus umgewandelt. Durch 
seine Neigung für Kunst und Wissenschaft erregte der Kronprinz die 
Unzufriedenheit des Königs, die sich zu heftigem Zorne steigerte, als er 
in jugendlichem Leichtsinn Schulden machte und gegen den Willen des 
Vaters sich mit einer englischen Prinzessin verloben wollte. Friedrich 
beschloß infolge harter Behandlung zu entfliehen und zwar während 
einer Reise, die er mit dem König 1730 nach Süddeutschland machte. 
Doch der in der Nähe von Heidelberg unternommene Fluchtversuch 
mißglückte; der Kronprinz wurde zuerst als Gefangener den Rhein ab¬ 
wärts und dann auf die Festung Küstrin gebracht. Auch berief der König 
ein Kriegsgericht gegen ihn, den Deserteur, den Oberstlieutenant 
Fritz. Dieses lehnte es jedoch ab, über den Thronsolger ein Urteil zu 
fällen. Von den Mitschuldigen war der Lieutenant v. Keith entkommen; 
v. Katte wurde nach dem Richterspruche des Königs hingerichtet. Der 
Kronprinz blieb zunächst in strenger Haft zu Küstrin; .als er aber, von 
Reue ergriffen, den König um Verzeihung gebeten hatte, gewann er sich 
nach und nach wieder durch Fügsamkeit und ernste Arbeit das Herz seines 
Vaters. Dieser ließ ihn ein Jahr lang aus der Domänenkammer
	        
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