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so sammle, mein Deutschland, dich stark wie ein Mann
und bringe die blutigen Gaben,
und bringe das Schrecken und trage das Grauen
von all' deinen Bergen, aus all' deinen Gauen,
und klinge die Losung: „Zum Rhein! Übern Rhein!
All-Deutschland in Frankreich hinein!"
Sie wollen's. So reiße denn, deutsche Geduld,
reiß durch von dem Belt bis zum Rheine.
Wir fordern die lange gestundete Schuld —
auf, Welsche, und rühret die Beine!
Wir wollen im Spiele der Schwerter und Lanzen
den wilden, den blutigen Tanz mit euch tanzen.
So klinge die Losung: „Zum Rhein! Übern Rhein!
All-Deutschland in Frankreich hinein!"
Mein einiges Deutschland, mein kühnes, heran!
Wir wollen ein Liedlein euch singen
von dem, was die schleichende List euch gewann,
von Straßburg und Metz und Lothringen:
Zurück sollt ihr zahlen, heraus sollt ihr geben!
So stehe der Kampf uns auf Tod und auf Leben!
So klinge die Losung: „Zum Rhein! Übern Rhein!
All-Deutschland in Frankreich hinein!"
Solche und andere — alte und neue — feurig patriotische Lieder
erklangen durch das ganze Vaterland. Ein solcher Sangeseifer war
seit Jahrzehnten nicht dagewesen. Am meisten aber ward die Wacht
am Rhein gesungen. Robert König.
89. Der deutsche Rhein.
1. Sie sollen ihn nicht haben,
den freien, deutschen Rhein,
ob sie wie gier'ge Raben
sich heiser danach schrein,
2. Solang’ er ruhig wallend
sein grünes Kleid noch trägt,
solang’ ein Ruder schallend
in seine Woge schlägt!
3. Sie sollen ihn nicht haben,
den freien, deutschen Rhein,
solang' sich Herzen laben
an seinem Feuerwein, —
4. Solang’ in seinem Strome
noch fest die Felsen stehn,
solang’ sich hohe Dome
in seinem Spiegel sehn!
5. Sie sollen ihn nicht haben,
den freien, deutschen Rhein,
solang’ dort kühne Knaben
um schlanke Dirnen frein, —
6. Solang’ die Flosse hebet
ein Fisch auf seinem Grund,
solang’ ein Lied noch lebet
in seiner Sänger Mund!
7. Sie sollen ihn nicht haben,
den freien, deutschen Rhein,
bis seine Flut begraben
des letzten Manns Gebein!
Nikolaus Becker.