Full text: Real-Buch für Volksschulen

XV. Die La Plata-Staaten. 
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Sie leben zwar von der Jagd und wissen sich dabei der Bola sehr gut zìi 
bedienen, handeln aber auch mit Rindvieh. Sie gehören zur Familie 
Puelches (d. h. Leute von Osten), wie man sie in Chile bezeichnet, und 
waren sonst eine der mächtigsten Nationen in Süd-Amerika. Früher lebten 
sie vorzüglich im südlichen Theile des Gebiets von Buenos-Ayres, zwischen 
dem Colorado und Negro, sind aber jetzt ganz von den Ebenen verschwunden 
und der Nest hat sich in die Anden zurückgezogen. Die Furchtbarsten unter 
diesen berittenen Nomaden sind die erst in neuerer Zeit bekannt gewordenen 
und mit den Araucanern nahe verwandten P eh neu che n. Sie haben keine 
festen Wohnplätze und halten sich im Winter im Gebirge auf, wo sie zahl¬ 
reiche Heerden besitzen. Im Sommer streichen sie dagegen in den Pampas 
umher, stets mit anderen Stämmen oder mit den Weißen im Kriege, wo¬ 
bei eine lange Lanze und der Lazo ihre einzigen Waffen sind. Mehr als 
einmal haben sie ihre blutigen, verwüstenden Ueberfälle bis an die Thore 
von Buenos-Ayres ausgedehnt. Die Charruas, jetzt am östlichen Ufer 
des Uruguay, waren bei der Entdeckung und sind noch gefährliche Feinde 
der Weißen. Sie sind ebenfalls beritten, leben vom wilden Rindvieh, gehen 
fast durchaus nackt und hassen jede Art von Civilisation; sie zahlen nur 
noch 400 Krieger. Am zahlreichsten sind die Indianer in der Provinz 
Chaco oder den großen Ebenen westlich vom Paraguay zwischen 20 und 
30" Br. Hier hausen unter anderen im N. die Guanas; sie mögen an 
8000 Seelen zählen, sind friedlich, treiben jetzt größtentheils Ackerbau oder 
Viehzucht und haben sich freiwillig den kriegerischen Mbayas unterworfen, 
welche, 4- bis 5000 Seelen stark, beritten sind, mit allen übrigen Indianern 
in Fehde leben und viele Sclaven halten. Die M achicuys sind ebenfalls 
beritten, leben von der Jagd und etwas Ackerbau, und zählen über 1000 
Krieger. Die Mocobys, gleichfalls in Chaco, leben blos von der Jagd 
und ihren Rinder- und Schafheerden; sie sind groß, beritten und sollen an 
2000 Krieger stellen können. Die ebenso athletischen Abipo neu waren 
einst ein mächtiges und berühmtes Volk in Chaco; sie sind aber von den 
Mocobys vertrieben und am unteren Parana ansässig geworden; sind wenig 
zahlreich, behaupten aber noch ihre Freiheit. In den nördlichen Gegenden 
Hausen außerdem mehrere andere, wenig bekannte Stämme, z. B. die 
Mat a cos in den Llanos de Man so, westlich vom Flusse Pilcomayo. 
Die Mündung des Rio de la Plata ward zuerst von Diaz de Solis 
1515 eutdeckt, welcher bei dem Versuch der Besitznahme des Landes von 
den Eingeborenen erschlagen ward. Erst 1526 errichtete Cabot ein Fort 
in dieser Gegend; es mußte aber wegen der Angriffe der Eingeborenen 
wieder aufgegeben werden, und die Spanier ließen sich bei Asuncion, wo 
erstere weniger feindselig sich zeigten, nieder; erst 1581 kehrten sie an die 
Mündung des Flusses zurück und legten Buenos-Ayres an. Von der Zeit 
an theilten diese Gegenden das Schicksal der übrigen von den Spaniern in 
Amerika beherrschten Länder, und ertrugen das unnatürliche Joch, welches 
ihnen auferlegt war und alle Entwickelung ihrer Kräfte lähmte, mit großer 
Ruhe, obwohl die Kreolen zu Buenos-Ayres schon seit der Mitte des vori¬ 
gen Jahrhunderts einen bitteren Haß gegen die europäischen Spanier hegten. 
Ueberhaupt belebte ein kriegerischer Sinn die Einwohner jener Stadt, welchen 
sie rühmlich an den Tag legten, als sie 1806 und 1807 die englische Macht,
	        
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