Full text: Die vorchristliche Kulturwelt (Hauptteil 1)

78 Tie Griechen. 
die Einfuhr von Industrieerzeugnissen besorgten die zahlreichen griechischen 
Küstenstädte. Durch sie faßten auch Kunst und Wissenschast im Lande 
Wurzel und wurden besonders am Königshof eifrig gepflegt. So berief 
Philipp II. (359—336) den Philosophen Aristoteles zum Erzieher 
seines Sohnes Alexander. 
Philipp hatte in seiner Jugend eine Zeit lang im Hause des Epaminondas 
zu Theben gelebt und hier einen Einblick in die innere Zerrissenheit der Hellenen 
bekommen. Nachdem er dann auf den Thron gelangt war, faßte er den Plan, 
die Hegemonie Griechenlands an sich zu bringen und mit der griechisch-mace- 
donischen Gesamtmacht die Eroberung Persiens zu unternehmen. Als Feld- 
Herr und Staatsmann hervorragend begabt, ging der König in rastloser Tätig- 
keit an die Durchführung feiner Pläne. Aus dem kriegerischen Adel bildete er 
eine treffliche Reiterei und aus seinen kräftigen Bauern die mit Sachsen (langen 
Speeren) ausgerüstete, festgeschlossene Phalanx zu Fuß. Nun suchte er die 
Küstengebiete in feine Hand zu bekommen, um sich die für feine Pläne notwendige 
Flotte errichten zu können. Da aber die seinem Lande vorliegenden Gestade 
mit griechischen Kolonien bedeckt waren, mußte Philipp notwendigerweise mit 
den Griechen, insbesondere mit Athen, in Streit geraten. 
Hier (in Athen) gab es damals wie überhaupt in Griechenland zwei Par- 
teien, eine monarchisch-macedonische und eine republikanisch-antimacedonische. 
Die erste, vertreten durch die Redner I s o k r a t e s und Ä s ch i n e s, war der 
Überzeugung, daß die Zukunft Griechenlands in der Hand der macedonifchen 
Monarchie liege, deren Hegemonie man also anerkennen müsse. Die republikanische 
Partei dagegen, angefeuert durch den Redner Demosthenes, rief ihre Mitbürger 
zur Verteidigung der hellenischen Freiheit gegen Philipp auf. Diese innere Zwie¬ 
tracht hemmte die Verteidigung der Hellenen und erleichterte dem König Philipp 
die Durchführung feiner Pläne. 
2. Die Ausbreitung der makedonischen Macht und die Übernahme 
der Hegemonie durch Philipp. Schritt für Schritt verfolgte Philipp sein 
Ziel. Zunächst eroberte er die wichtigen Küstenstädte A m p h i p o l i s 
und Pydna. Hierauf gab ihm der Heilige Krieg gegen die Phoker (355—346) 
Gelegenheit südwärts vorzudringen. Die Phoker waren nämlich wegen 
Aneignung „heiligen" Gebietes von den Delphischen Amphiktyonen zu 
einer unerschwinglichen Geldstrafe verurteilt worden, hauptsächlich auf 
Betreiben Thebens. Sie bemächtigten sich nun der Tempelschätze in Delphi, 
warben Söldner und wehrten sich jahrelang erfolgreich gegen die Thebaner. 
Als sie schließlich auch nach Thessalien vordrangen, erbaten die 
Thessaler und Thebaner maeedonische Hilfe. Philipp vertrieb die Phoker 
aus Thessalien und sicherte sich dieses Land, das ihm eine treffliche Reiterei 
352 stellte. Dann machte er Miene, durch die Thermopylen in Mittel- 
griechenland einzudringen, wurde aber durch eine athenische Flotte 
daran verhindert. 
Philipp wandte sich desheüb einstweilen wieder nach dem Norden 
und ging gegen Olynth vor, das die Städte der Chalkidike zu einem
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.