Full text: Lesebuch für hannoversche Volksschulen

daß wir uns hier erquicken. Aber wer wird uns nun ferner unseres 
Weges geleiten? 
Da trat der Mann herzu und zeigte Boni beides, den Weg und 
die Abwege, und zeichnete sie ihm sechs Meilen weit auf ein Blatt; 
darauf sprach er: Nun ziehet hin in Frieden! 
Da zog Boni weiter mit seinem Gesinde auf dem Pfade, der 
ihm bezeichnet war, und sie ertrugen mit Geduld das Ungemach des 
Weges; denn sie gedachten des Trostes, den ste empfangen hatten. 
Und als sie sechs Meilen zurückgelegt hatten, erhob sich von neuem 
ein Gezelt. Hier fanden sie wieder einen Diener des Königs, der 
tröstete sie und zeigte ihnen von neuem den Weg, und die Abwege, 
welche sie meiden sollten. 
Also geschah es immerfort achtzig Tagereisen, und als sie solche 
vollendet hatten, gelangten Boni und die Seinen in das Land der 
Verheißung. Und Boni erkannte, daß der Engel des Herrn ihn geführt 
hatte. 
Des Menschen Leben ist eine Pilgrimschaft: sechs Meilen sind 
sechs Tage; aber der siebente ist ein Ruhetag, da steht des Herrn Gezelt 
ihm offen, daß er seines Wandels gedenke und dem Herrn vertraue. 
Der Ruchlose achtet des Gezeltes nicht, und sein Weg verliert sich in 
der Wüste; aber der Weise findet Erquickung und gelangt in das Land 
der Verheißung. 
Welt; ist Welt; Geld ist Geld; wohl dem, der Gottes Wort 
behält. Wie man lieft in der Bibel, so steht auf dem Haufe 
der Giebel. So wenig du das Meer ausschöpfen kannst mit 
deiner Hand, so wenig die Bibel mit deinem Verstand. Je 
mehr der Brunnen gebraucht wird, desto mehr gibt er Wasser. 
17. Kirchengehen säumet nicht. 
Cs sind einmal zween Schuster gewesen, von denen hatte der 
eine ein Weib und viele Kinder, der andere aber nur ein Weib und 
kein Kind. Der nun die vielen Kinder gehabt, war fromm, ist gern 
zur Kirche gegangen und hat die Predigt fleißig gehört; alsdann hat 
er frisch auf sein Handwerk gearbeitet, und ist ihm glücklich gegangen 
in seiner Nahrung, also daß er reich geworden. Der andere hingegen, 
welcher keine Kinder gehabt, ist stets über der Arbeit gelegen und hat 
sich keine Ruhe und keine gute Stunde gegönnt, also daß er auch 
Sonntage und Festtage und heilige Äbende, auch des Nachts nicht ge¬ 
feiert, und doch hat es nirgend mit ihm vorwärts gehen wollen, 
sondern er ist zu nichts gekommen als lauter Schulden. 
v Da geht er einmal zu dem reichen Meister und fragt: „Bruder, 
mü Verlaub, wie geht das zu? Du hast so viele Kinder und bist 
so reich und plagst dich lange nicht, wie ich; und ich hingegen 
habe keme Kinder, lasse mirs Tag und Nacht sauer werden und 
komme doch zu nichts." Der fromme Schuster sagt: „Morgenfrüh 
geh nnt nur, < so will ich dir weisen, wo ich meinen Reichthum her 
habe.« Da er nun frühmorgens kam, führte er ihn mit sich in die 
Krrche, und am andern Tage that er auch also.' Als er aber am 
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