Full text: Lesebuch für hannoversche Volksschulen

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dir redet und Gehorsam fordert. Gehorchst du ihm, so bist du ihm ein 
liebes Kind; verachtest du es aber, so hast du Jammer, Schande und 
Herzeleid zum Lohn. 
Mancher Knecht und manche Magd hat einen guten Diest bei ehr¬ 
lichen, frommen Leuten, die nicht gern Unzucht und Leichtfertigkeit an 
den Ihren sehen oder leiden wollen. Aber da kommt nun hier einer 
und da einer und spricht: „Wie lässest du dich so einsperren und so 
hart halten? Du könntest es wohl besser haben, könntest an einem Orte 
sein, da du mehr Lust hättest, nicht so hart arbeiten müßtest und bessere 
Tage hättest." Mit solchen Worten ist ein guter, einfältiger Mensch 
bald beredet, denkt nicht, daß mans übel mit ihm meine, ja hält solche 
honigsüße Mäuler für gute Freunde, so ste doch die ärgsten Feinde 
sind. Denn einem jungen Menschen ist nichts schädlicher, denn so man 
ihm seinen Willen läßt und nicht immerdar anhält und treibt zur Zucht 
und Arbeit. 
Es ist wahrlich im Hausregimente eine große, treffliche Gabe, wo 
man einen getreuen Knecht oder Magd haben mag. — Die Herren 
sollen sich gegen ihre Knechte nicht als Tyrannen stellen; denn es ist 
unmöglich, daß ein Knecht oder Magd nicht zuweilen etwas versehe, 
zu wenig oder zu viel thue. Darum muß man einem frommen Knechte 
viel zu gute halten. Denn so die Knechte ihren Herren Gehorsam 
und Ehrerbietung zu leisten schuldig sind, so sind auch wiederum die 
Herren den Knechten schuldig, Güte und Gelindigkeit zu beweisen. 
Eph. 6, 9. 
67. Der fromme Knecht. 
1. Ein frommer Knecht zu dieser Frist 
Ein Wunderthier auf Erden ist. 
Er fürchtet Gott, und glaubet frei. 
Daß er im Dienst des Höchsten sei. 
Deshalb hat er vor Gott stets Scheu, 
Ist seinem lieben Herrn getreu. 
Und lebt, so lang er hier muß wallen, 
Zum Nutzen ihm und Wohlgefallen. 
3. Er saufet sich auch niemals voll, 
Bedenket seine Worte wohl; 
Man hört nie, daß er schilt und flucht. 
Denn er halt stets auf Ehr und Zucht. 
Dazu ist er auch fein verschwiegen 
Und mag die Herrschaft nie belügen. 
Er nimmt fürlieb mit Speis und Trank, 
Empfängt den Lohn mit warmem Dank. 
2. Er thut die Arbeit ohn Geheiß 
Mit Ernst und einem solchen Fleiß, 
Als ob die Sachen seines Herrn 
In allen Punkten seine wär'n. 
Zum Fleiße treibt an jedem Ort 
Er auch die andern Knechte fort. 
Und gibt der Herrschaft gleich Bericht, 
Wo Schad und Unrecht ihr geschicht. 
Treue bat Lrot, Untrere 
durchs ganze Land. Ehrlich > 
4. Ein solcher Knecht und ftommer 
Held, 
Der seine Arbeit wohl bestellt 
Und auf den Herrn wohl Achtung gibt. 
Wird allenthalben sehr geliebt. 
Ein jeder ist ihm wohlgeneigt. 
Ihm Fördrung, Gunst und Ehr erzeigt 
Mit Worten, Werken und mit Gaben, 
So daß er nie darf Mangel haben. 
hat Hoth. Treue Hand geht 
rührt am längsten.
	        
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