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willigung seines Königs mit den Russen einen Vertrag geschlossen
und den Kampf ausgegeben. König Friedrich Wilhelm III. sah
bald ein, daß jetzt die Zeit gekommen sei, das französische Joch
abzuschütteln, erließ von Breslau aus den „Aufruf an mein
Volk" und verband sich mit Rußland. Napoleon hatte mit be¬
wundernswürdigem Geschick wieder ein großes Heer gesammelt
und sich nach Sachsen geworfen. In den ersten Schlachten bei
Groß-Görsehen (Verwundung des Generals Scharnhorst,
des „Waffenschmiedes deutscher Freiheit") und Bautzen siegte
noch die französische Übermacht, doch bot Napoleon einen Waffen¬
stillstand an, der auf zwei Monate abgeschlossen wurde. Bei
Ablauf desselben trat auch Österreich dem Bunde gegen Frank¬
reich bei, ebenfalls schickte Schweden ein Hülfsheer unter seinem
Kronprinzen (dem früheren französischen Marschall Bernadotte)
(Barnadött). Noch einmal lächelte dem großen Franzosenkaiser
das Kriegsglück, indem es ihm gelang, die „böhmische Armee"
unter Schwarzenberg bei Dresden zu schlagen; dieser Erfolg
wurde aber reichlich ausgewogen durch den Sieg der „schlesischen
Armee" an der Katzbach, durch die Umzingelung und Gefangen¬
nahme des Generals Vandamme (Wangdam) bei Kulm, durch
die Siege der „Nordarmee" unter Bülow bei Groß beeren
und Dennewitz („unsere Knochen sollen vor Berlin bleichen")
und durch die glänzende Waffenthat bei Hagelberg, wo kurmär¬
kische Landwehr eine feindliche Abteilung mit Bajonnett und Kolben
(„so fluscht et bäter") niedermachte. Einige Wochen später er¬
zwangen Blücher und Iork den [Übergang über die Elbe bei
Wartenburg, vereinigten sich mit der Nordarmee und zogen
nach Sachsen, wo beide Armeen im Verein mit der böhmischen
die große Völkerschlacht bei Leipzig schlugen. Schon vor uud
während der Leipziger Schlacht waren die deutschen Fürsten, deren
Heere seit 1806 und 1807 auf französischer Seite gekämpft hatten
(„die Rheinbundfürsten"), von Napoleon abgefallen. Ein bay-
rifcher Heerhaufen verlegte den fliehenden Franzosen den Weg bei
Hanau, wurde aber bei Seite geworfen. Die Verbündeten rückten
nun am Ausgang des Jahres 1813 und in den ersten Januar¬
tagen an verschiedenen Stellen über den Rhein. Blücher siegte
bei La Rothitzre (Rotjär), ward dann noch einige Male ge¬
schlagen, war aber bei Laon (Lang) wieder im Vorteil; ebenfalls
gelang es Schwarzenberg, den Feind bei Areis für Aube (Arßt
ßür CH6) zu werfen. Die verbündeten Heere zogen vor Paris und
erstürmten es am 30. März. Am folgenden Tage hielten Kaiser
Alexander und König Friedrich Wilhelm an der Spitze ihrer Garden
ihren Einzug. Napoleon wurde abgesetzt und nach der Insel Elba
verbannt; anstatt des gefallenen Kaisertums wurde das Königtum
wieder aufgerichtet und Ludwig XVIII. auf den Thron erhoben.
Der erste Pariser Friede machte dem großen Völkerkampfe ein Ende.