Full text: Lesebuch für hannoversche Volksschulen

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nimmer mit Wahrheit und mit frohem Herzen sagen: „Gott Lob! ich 
habe mich nie an fremdem Gute vergriffen." Und wenn der Dieb 
erhascht und gehängt wird, alsdann ist einmal nicht keinmal. Aber 
das ist noch mcht alles, sondern man kann meistens und mit Wahrheit 
sagen: Einmal ist zehnmal und hundert- und tausendmal. Denn Wer¬ 
das Böse einmal angefangen hat, der setzt es gemeiniglich auch foU. 
Wer A gesagt hat, der sagt auch gern V, und alsdann tritt zuletzt ein 
anderes Sprichwort ein: Der Krug geht so lange zum Brunnen, bis 
er bricht. 
86. Wenn dich die bösen Buben locken, so folge ihnen nicht. 
„Was würden denn meine Kameraden sagen, wollt ich den 
Sonderling spielen und nicht mehr mitmachen?" sprach ein junger 
Taugenichts zu seinem würdigen Seelsorger, Pfarrer Boos, der ihn 
dringend zur Buße ermahnte. Boos antwortete: „Wenn dich die 
gottlosen Buben um der Gottseligkeit willen verachten oder verspotten, 
so ist das gerade so viel, als wenn Leute, die Kröpfe haben, diejenigen 
verachten und verspotten, welche keine Kröpfe haben. Ist dir aber der 
Beifall liederlicher Gesellen lieber, als die Ehre bei Gott: wie willst du 
denn einmal selig werden?" 
Daß viele irre gehen, macht den Weg nicht richtig. Licht 
bleibt Licht, siehts gleich der Blinde nicht. Kranken Augen 
thut das Licht weh. Welt ist Welt; wer sich dran hängt, der 
fällt. Wer Gottes nur halb ist, ist ganz des Teufels. Wer sich 
in Gefahr begibt, kommt darin um. Wer die Pfützen nicht 
riechen mag, wird nicht hineinfallen. Gleich und gleich gesellt 
sich gern. Besser Scheu, denn Reu. Was Sünd ist zu thun, 
ist Schande zu reden. Wo Rauch aufgeht, muß Feuer sein. 
Wo keine Scham ist, ist auch keine Ehre. Wer sich seiner 
Sünden rühmt, der sündigt doppelt. Trunken gesündigt, nüch¬ 
tern gebüßt. Gelegenheit macht Diebe. Anschauen macht 
Gedanken. Feuer fängt mit Funken an. Aus kleinen Funken 
kann ein großes Feuer werden. Kind, wirft du roth, so warnt 
dich Gott. Besser allein, denn in böser Gemein. Was sich 
auf der Gasse zuerst an die Füße hängt, ist der Koth. Wer 
einen Aal fangen will, macht das Wasser trübe. Womit einer 
umgeht, das hängt ihm an. Wer Pech angreift, besudelt sich. 
Das schlechteste Rad knarrt am meisten. Es gibt viele Ha¬ 
bichte, die wie Tauben aussehen. Süßer Gesang hat manchen 
Vogel betrogen. Von lauteren Brunnen fließen lautere Wasser. 
Wo der Teufel das Kreuz voran trägt, da geh nicht nach. 
87. Die Quecken. 
Fünf Quecken, die der Gättner ausgätete und über den Zaun 
warf, gingen hin und kamen an einen Acker und sprachen zum 
Herrn desselben: „Wir sind unschuldig vertriebene Leute; erbarme 
dich doch unser und laß uns wohnen an dem äußersten Saume 
deines Feldstückes, da kein Weizenhalm mehr steht." Und der Mensch
	        
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