Siebente Abtheilung.
Die Menschenkunde.
8. 1.
Ihr pflegt allerdings, liebe Kinder, wohl eher an DaS zu
denken, was außer euch vorhanden ist, als an euch selbst.
Dagegen kann man auch nichts haben; denn die Welt ist
groß und so schön, daß sie jeden Menschen, zumal wenn er in
derselben zu leben anfängt, reizt, sie kennen zu lernen. Allein
dann, wenn ihr euch in der Welt schon mehrere Jahre umge¬
sehen und euch mit derselben bekannt gemacht habt, ist es auch
an der Zeit, daß ihr eure Aufmerksamkeit auf euch selbst rich¬
tet und euch die Frage zu beantworten anfangt: Wer bin
ich denn eigentlich? Denn sobald ihr größer werdet und
für euch selbst sorgen sollt, so würdet ihr oft in große Gefah¬
ren kommen oder doch oft vielen Übeln euch aussetzen, wenn
ihr gar keine Kenntniß von euch selbst hättet. Deshalb sollt
ihr auch noch das Wichtigste aus der Menschenkunde —
so nennt man nämlich die Wissenschaft, welche uns über den
Menschen belehrt — erfahren; auch werde ich nicht unterlas¬
sen, hier und da euch auf die Vortheile aufmerksam zu machen,
welche diese Selbstkenntniß für uns hat. Bekanntlich bestehen
wir aus Körper und Seele; wollen wir uns also kennen
lernen, so müssen wir auf Beides unsere Aufmerksamkeit rich¬
ten. Wir beginnen zuerst mit dem Körper.
2. Der Körper des Menschen.
§. 2.
Das, was man an dem Menschen sehen und fühlen oder
was man in Theile zerlegen kann, nennt man den Körper
desselben. Was euch in der Naturlehre von den Körpern im
Allgenreinen gesagt worden ist, Das findet auch auf den mensch¬
lichen Körper seine Anwendung; denn er hat, wie die Körper
überhaupt, eine Ausdehnung nach Höhe, Breite und Länge,
ist undurchdringlich, theilbar, porös, mit Anziehungskraft ver¬
sehen, schwer und beweglich. Auch hat der Körper des Men-